Basel Fluglärm weiter reduzieren

Michael Werndorff
Der EuroAirport ist nach der Corona-Flaute wieder im Steigflug. Für dieses Jahr rechnen die Flughafenverantwortlichen mit 8,4 Millionen Passagieren. Foto: Michael Werndorff

Der Kreis-Umweltausschuss bezieht Stellung zum Lärmaktionsplan des EuroAirports und fordert weitere Maßnahmen zum Schutz der Anrainer.

Der EuroAirport (EAP) ist nach der Coronaflaute wieder auf Wachstumskurs. Für dieses Jahr erwarten die Flughafenverantwortlichen 8,4 Millionen Passagiere. Dementsprechend hoch werden auch die Flugbewegungen sein – und der Fluglärm.

Noch nicht am Ziel

Beim Lärmschutz befinde sich der Flughafen auf einem guten Weg, hieß es Ende Januar im Rahmen der Bilanzmedienkonferenz für das vergangene Jahr. „Wir sind aber noch nicht am Ziel“, sagte damals Verwaltungsratspräsident Luc Gaillet. Trotz Einführung des Verbots geplanter Starts ab 23 Uhr habe sich im Süden die Lärmsituation bis 23.15 Uhr verschlechtert. Eine Verbesserung wurde derweil im Norden festgestellt. Laut Flughafendirektor Matthias Suhr liegt der Hauptgrund darin, dass einige Flüge weiterhin kurz vor 23 Uhr angesetzt werden, was dazu führe, dass diese zwischen 23 und 23.15 Uhr von der Startbahn abheben. Mit dem „Plan de prévention du bruit dans l’environnement“ (PPBE) will der EAP gegensteuern. Der Lärmvorsorgeplan 2024 – 2028 zeigt auf, dass ohne Schutzmaßnahmen 6640 Menschen in den elsässischen Gemeinden Saint-Louis, Hésingue, Blotzheim, Hégenheim, Bartenheim sowie auf der Schweizer Seite in Allschwil, Basel und Schönenbuch einer Lärmexposition über dem gesetzlichen Grenzwert für Flughäfen leben. Geschätzte 258 Menschen seien in der untersuchten Zone starken Schlafstörungen ausgesetzt. Betroffen ist auch die deutsche Seite.

Der Landkreis Lörrach hat jetzt Stellung zum PPBE bezogen und Handlungsbedarf aufgezeigt, wie dieser Tage im Kreis-Umweltausschuss zu erfahren war. In einer Stellungnahme an die Präfektur Haut-Rhin bittet Landrätin Marion Dammann die wesentliche Minderung der Lärmbelastung in der Zeit der Nachtstunden bereits ab 22 Uhr zumindest auf mittlere Frist sicherzustellen.

Zeitpunkt definieren

Es sei nicht ausreichend, dass der Betriebserlass lediglich ein Verbot der geplanten Starts nach 23 Uhr vorsieht. „Zum Schutz der Anrainer müssen auch verspätete Flüge zwischen 23 Uhr und Mitternacht beschränkt werden.“ Dabei fordert die Kreisverwaltung die Definition für den Start des Fluges von „ab Verlassen des Gates“ zu „Verlassen der Startbahn“ zu ändern. Denn: Die französischen Behörden, die am Flughafen zuständig sind, verstehen unter dem Startzeitpunkt den Moment, in dem das Flugzeug seine Parkposition verlässt. Bis die Maschine zur Piste gelangt und abheben kann, vergehen nochmals zehn, fünfzehn oder mehr Minuten. Kurzum: Der tatsächliche Start erfolgt bisweilen erst nach 23 Uhr.

Manche Airlines hätten sich den Spielraum zunutze gemacht, wie die Umwelt-, Verkehrs- und Energiekommission (Uvek) des Basler Großen Rats jüngst berichtete. Diverse Flüge, die bisher zwischen 23 Uhr und Mitternacht eingeplant waren, wurden auf die Zeit kurz vor 23 Uhr vorverlegt – mit entsprechendem Anstieg der Lärmemissionen wenig später. „Deshalb hat die Fluglärmbelastung nach 23 Uhr nicht im erwarteten Ausmaß abgenommen, sondern liegt an den meisten Messstationen wieder auf dem Niveau der Jahre vor Corona“, konstatiert die Uvek.

Sofern eine Änderung der Definition aus rechtlichen Gründen nicht erreichbar ist, regen das Regierungspräsidium Freiburg und die Kreisverwaltung Maßnahmen an, die zu den gewünschten Ergebnissen führen sollen, wie unter anderem den Dialog des EAP mit den Fluggesellschaften und die Verschärfung der Differenzierung bei den Start- und Landegebühren nach Lärmklassen und Betriebszeiten. Darüber hinaus macht die Landrätin auf die Bedeutung eines aussagekräftigen Lärmmessystems auf deutscher Seite aufmerksam. Dies sollte schnell eingerichtet werden. Der Kreis-Umweltausschuss verabschiedete die Stellungnahme des Landkreises einstimmig.

Uvek ist skeptisch

Derweil bleibt die Uvek skeptisch: So müsse sich erst zeigen, ob die vom EAP verhängten höheren Gebühren zu weniger Starts und weniger Lärm in den Nachtstunden ab 22 Uhr führten. Das Geschäftsmodell vieler Billigairlines am EAP stehe dem nämlich entgegen: Um rentabel zu sein, müssten die Flugzeuge von Easyjet & Co eine bestimmte Anzahl an Flügen pro Tag von und nach Basel absolvieren, auch in den Randzeiten. Ein Teil der Uvek erkennt darin den Kern des Problems.

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