Weil am Rhein Über Umwege das Ziel erreicht

Weiler Zeitung
Lisa Murlewski aus Weil am Rhein beginnt nach ihrer Einstiegsqualifizierung zum 1. September ihre Ausbildung im Friseursalon Andreas in Tumringen. Foto: zVg Foto: Weiler Zeitung

Einstiegsqualifizierung: Junge Weiler Mutter beginnt Ausbildung in ihrem Wunschberuf Friseurin

Ein Wunsch geht in Erfüllung: Nach einer einjährigen Einstiegsqualifizierung (EQ) beim Tumringer Traditionsfriseursalon Andreas 1926 beginnt die zweifache Mutter Lisa Murlewski aus Weil am Rhein ab September eine Ausbildung in ihrem Wunschberuf Friseurin.

Weil am Rhein. „Ich wollte schon immer diesen Beruf erlernen. 2013 stand ich nach einem Praktikum beim Friseursalon Andreas schon mal kurz davor, eine Ausbildung zu beginnen,“ schildert die Weilerin in einer Mittelung der Agentur für Arbeit. Aber es kam alles anders. Die junge Frau wurde schwanger und bekam Zwillinge. Eine Ausbildung zu absolvieren rückte zu diesem Zeitpunkt in weite Ferne. Nun stand erst einmal die Familienphase im Fokus.

Ihren Traum hat die 24-Jährige aber nie aufgegeben und immer wieder Kontakt zu ihrem damaligen Praktikumsbetrieb aufgenommen, heißt es weiter. Ingrid Philipp, die Seniorchefin des Lörracher Familienunternehmens in vierter Generation, erinnert sich zurück: „Unser Eindruck von Lisa war von Anfang an positiv. Wir hatten das damalige Praktikum in guter Erinnerung. Aber die Lebensumstände – alleinerziehend mit Zwillingen – waren auf den ersten Blick schwierig. Da muss man als Arbeitgeber abwägen, ob man sich sprichwörtlich gesagt ,diesen Schuh anziehen’ möchte. Für uns war klar, dass wir nicht sofort in eine Ausbildung mit ihr einsteigen können, sondern erstmal schauen, ob wir zusammenpassen und sich ihre private Situation mit unserem Arbeitsalltag vereinbaren lässt.“

Diese Erprobungszeit bekommen Arbeitgeber im Rahmen einer Einstiegsqualifizierung, welche über die Agentur für Arbeit gefördert wird. Hierbei handelt es sich um eine Art Langzeitpraktikum, welches frühestens zum 1. Oktober eines Jahres beginnen kann. Sowohl Bewerber als auch Arbeitgeber können sich über einen Zeitraum von sechs bis zwölf Monaten kennenlernen und sich ein genaues Bild voneinander machen. Außerdem bezuschusst die Arbeitsagentur nach eigenen Angaben die Praktikumsvergütung bis zu einem Betrag in Höhe von 231 Euro zuzüglich einem pauschalierten Anteil zur Sozialversicherung. Im Bedarfsfall können auch ausbildungsbegleitende Hilfen gewährt werden, zum Beispiel in Form von Nachhilfeunterricht oder Prüfungsvorbereitung.

Für die Familie Philipp, die bereits in der Vergangenheit Erfahrungen mit EQ-Teilnehmerinnen sammelte, ist diese Förderung empfehlenswert: „Das Risiko war für uns als kleiner Betrieb durch die Förderung überschaubar, wir hatten gegenseitig genug Zeit, uns zu beschnuppern und die Rahmenbedingungen zu klären.“

Dazu gehörte auch der wichtigste Punkt, eine zuverlässige und flexible Kinderbetreuung für die Zwillinge zu organisieren. „Ohne die Unterstützung meiner Familie, die sich um die Betreuung meiner Kinder kümmert, wäre das alles absolut unmöglich. Und auch der Salon kam mir bei der Gestaltung meiner Arbeitszeit entgegen, so dass ich problemlos mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren und meine Kinder ohne Hektik morgens versorgen kann,“ berichtet Murlewski dankbar.

Erfolgreiches Instrument

In zwei von drei Fällen werden junge Menschen nach einer Einstiegsqualifizierung von ihrem Praktikumsbetrieb in Ausbildung übernommen, heißt es von Seiten der Arbeitsagentur weiter. Damit habe sich die Einstiegsqualifizierung in den vergangenen Jahren als erfolgreiches Instrument zur beruflichen Inte-gration junger Menschen erwiesen. Die junge Mutter ist eine von ihnen. Ihre EQ endet am 31. August und geht nahtlos zum 1. September in ihre Ausbildung zur Friseurin über. Viel Engagement, ein hohes Maß an Motivation von beiden Seiten und die nötige Flexibilität zahlten sich schlussendlich aus, freuen sich die Verantwortlichen der Arbeitsagentur.

„Manchmal muss man eben mutig sein und sich auch mal aufeinander einlassen. Wir sind sehr zufrieden mit Lisa, sie hat dieses Jahr optimal genutzt. Durch die EQ weiß sie auch genau, was sie in der Ausbildung und Berufsschule leisten muss, da erwarten uns keine Überraschungen mehr“, so die Salonbetreiber.

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