Weil am Rhein Seit 40 Jahren in Weil im Einsatz

Rolf Rombach

Dorfhelferinnen: Spezielle Fachkräfte sind im Notfall für Familien da / Abwechslungsreiche Aufgabe

Was passiert, wenn die haushaltsführende Person plötzlich ausfällt? Unfälle oder Krankheiten sind selten planbar. Die eigene Familie und Verwandte sind aber nicht immer greifbar oder haben nicht die Kapazitäten zu helfen. Am Dienstag jährte sich die Gründung der Dorfhelferinnen-Station Weil am Rhein.

Von Rolf Rombach

Weil am Rhein. Schon 1954 gründete die in Bad Säckingen geborene Elisabeth Schwander als Landfrauenreferentin in der Erzdiözese Freiburg das Dorfhelferinnenwerk Sölden mitsamt Schule in der Nähe von Freiburg. Ziel war die Hilfe für Bäuerinnen im Krankheitsfall sowie eine Ausbildungsmöglichkeit für „Mädchen vom Land“.

Am 22. März 1982 begann dann in Weil am Rhein die Arbeit durch eine Dorfhelferin im Dreiländereck. „Damals gab es auch noch viele landwirtschaftliche Betriebe“, erzählt Silvia Müller. Sie kam vor zehn Jahren als Quereinsteigerin zum Beruf der Dorfhelferin und ist seit 2020 Einsatzleiterin für vier Stationen im Landkreis Lörrach.

Inzwischen gibt es am Standort Weil am Rhein fünf Dorfhelferinnen, eine davon als Springerin, die regelmäßig bei Nachbarstationen aushilft. „Die Abwechslung dieses Berufs ist schön. Und die Kinder, die man betreut, geben so viel zurück“, berichten sie aus ihrem Alltag. Auf die Frage, ob sie den Beruf wieder ergreifen würden, kommt unisono und sofort ein klares „Ja“.

Vielfältige Ausbildung

Bis zum Einsatz als Fachkraft ist eine umfangreiche Qualifizierung zu absolvieren. Grundlage ist die dreijährige Ausbildung in der Familienpflege, gefolgt von einer zweijährigen Weiterbildung, in der auch viele landwirtschaftliche Qualifikationen erworben werden. „Ich habe noch gelernt, wie man Hühner schlachtet“, erzählt Judith Burkheiser aus ihren Anfängen vor 30 Jahren. Damals wie heute gehört das Melken dazu, wenngleich Milchviehbetriebe inzwischen zur Seltenheit gehören. „Aber wir haben weiterhin regelmäßig Einsätze in der Landwirtschaft, beispielsweise in den Reben“, erzählt Silvia Müller.

Ein Großteil der Einsätze sind inzwischen eher städtischer Natur im Rahmen der Unterstützung von Hauswirtschaft und bei der Kinderbetreuung. Da gibt es schöne Erlebnisse, wie die Begleitung von Familien mit Mehrlingsgeburten, die für die Anfangszeit Unterstützung benötigen, bis alles eingespielt ist. „Das ist dann über mehrere Monate. Da erlebt man die Entwicklung der Kinder auch mit“, erinnert sich Müller mit einem Lächeln.

Zeitnahe Unterstützung

Belastender sind Einsätze, wenn ein Elternteil an Krebs erkrankt. Da wird die Dorfhelferin oder Familienpflegerin manchmal auch zur Trauerbegleiterin. Für solche Fälle gibt es Supervisionsangebote, wo sich die Einsatzkräfte mit professioneller Anleitung austauschen können.

Von ein paar Tagen bis mehrere Monate dauern die Einsätze in den Familien. Bis auf einen Selbstkostenanteil von maximal zehn Euro täglich tragen die Krankenkassen die Unterstützung. Notwendig ist ein Attest des Hausarztes und die Genehmigung der Kasse. Die erfolgt in der Regel innerhalb einer Woche. „Für Notfälle kann das auch abgekürzt werden. Dann ist am Folgetag die Dorfhelferin im Einsatz und die Formalitäten kommen später“, erzählt Müller aus ihrem Alltag. Je nach Bedarf sind die Fachkräfte bis zu 40 Stunden in der Woche bei einer oder mehreren Familien.

Erfreulich sei das große Interesse am Beruf der Familienpflegerin. Aktuell sind drei Auszubildende im Landkreis Lörrach aktiv, zwei davon in der Station Weil am Rhein.

Umfrage

Deutschland Fans

Verfolgen Sie die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland?

Ergebnis anzeigen
loading