Weil am Rhein Mit Virtuosität und Tiefgründigkeit

Weiler Zeitung
Hochvirtuoses Duettieren: Gitarrenduo Isabel Gehweiler und Aljaz Cvirn beim Neujahrskonzert. Foto: Walter Bronner Foto: Weiler Zeitung

Neujahrskonzert: Cello-Gitarrenduo Isabel Gehweiler und Aljaz Cvirn brillieren in Ötlingen

Da waren am Montagabend wohl alle in der vollbesetzten Ötlinger St. Gallus-Kirche einer Meinung mit Kulturamtsleiter Tonio Paßlick: „Besser als mit dem Neujahrskonzert hier ist der Start ins Jahr 2018 kaum vorstellbar!“ Und wie seit vielen Jahren war dieser Traditionsanlass auch diesmal ein Hörereignis von außerordentlich hohem Rang, zumal ihn ein so genannter Rising-Star mit lokalen Wurzeln maßgeblich gestaltete.

Von Walter Bronner

Weil am Rhein-Ötlingen. Ob die aus Weil stammende famose Cellovirtuosin Isabel Gehweiler sich gerne so betiteln lässt, sei dahingestellt. Ihr gemeinsam mit dem brillanten slowenischen Nachwuchsgitarristen Aljaz Cvirn absolviertes Gastspiel in der angestammten Heimat faszinierte jedenfalls ungemein. Das lag nicht zuletzt am klug konzipierten Programm, in erster Linie aber in dessen lebendiger Umsetzung durch das junge Duo, das spieltechnische Hürden mit atemberaubender Souveränität nimmt und ein erstaunliches Gespür für pointierte Charakterisierung der dargebotenen Stücke an den Tag legt.

Das war zunächst Antonio Vivaldis kaum bekannte Sonate in a-Moll, ein Werk von spätbarock-virtuosem Charakter, dessen Formschema (langsam-rasch-langsam-rasch) ebenso geschmeidig wie springlebendig ausgefüllt wurde und von kerniger Tongebung durchpulst war. Nicht minder ausdrucksstark realisierte das Duo sodann eine dreisätzige Sonate e-Moll von Radamès Gnattali, die wohl bedeutendste und eigens für Cello-Gitarre-Besetzung geschriebene Tonschöpfung des 1988 verstorbenen Brasilianers. Formal weist das originelle Stück deutliche Bezüge zur Tonsprache alter Meister auf, rückt diese aber zugleich in melodisch und rhythmisch reizvolle Klangbezirke der klassischen Moderne und reichert sie mit einem gehörigen Schuss Latin-Sound an. Die vitale Wiedergabe in Ötlingen – vermutlich eine Erstaufführung hierzulande – ließ denn auch keine Wünsche offen.

Vielgeliebtes Meisterwerk

Ebenso wenig die Transkriptionen der original für Violine und Klavier komponierten „Rumänischen Volkstänze“ von Béla Bartók, die das Duo mit beherztem Zugriff auf die mitunter rustikale Motorik der temperamentbetonten Weisen und punktierten Rhythmen köstlich ausspielte. Hauptwerk des restlos begeisternden Abends war Franz Schuberts berühmte „Arpeggione“-Sonate, jenes vielgeliebte Meisterwerk in schwärmerischen a-Moll, dessen originale Aufführungen wohl auf wenige Male im frühen 19. Jahrhundert beschränkt blieben. Denn die von Georg Stauffer erfundene Arpeggione verschwand rasch wieder aus dem Konzertleben, und Schuberts wundervolles Stück wird seitdem ersatzweise von Bratsche oder Cello mit Klavier gespielt.

Dass sich auch eine Version für Cello und Gitarre hinreißend anhört, erwies sich in Ötlingen umso überzeugender, als es sich hier um ein vorzügliches Arrangement des legendären österreichischen Gitarristen und langjährigen Basler Akademie-Lehrers Konrad Ragossnig handelte. Die sowohl mit aller gebotenen Virtuosität und Eleganz, als auch mit musikantischem Esprit und substanzieller Tiefgründigkeit zelebrierte Wiedergabe wurde mit frenetischem Applaus vergolten, der dann noch die Zugabe von Enrique Granados’ tänzerischem Tophit „Andaluza“ bewirkte.

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