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Weil am Rhein Kommunalwahl: Jugend stellt Fragen

Beatrice Ehrlich
Kritisch und mit guten Fragen: junge Leute aus Weil bei „Politik und Pizza“. Foto: Beatrice Ehrlich

Anlässlich der bevorstehenden Kommunalwahlen hatte die Stadt Weil am Rhein zu „Politik und Pizza“ eingeladen. Kandidaten aller Parteien stellten sich den Fragen von Jugendlichen.

Für die Weiler Jugendlichen ist das nichts Neues: ein Abend, an dem junge Wähler mehr über Politik erfahren, aber auch ihre eigene Meinung einbringen können. Serviert werden dazu dampfende Pizza aus Pappkartons und süße Getränke. Das vom Kreisjugendreferat erarbeitete Format lockt am Donnerstag immerhin rund 80 Jugendliche ins Foyer der Realschule Dreiländereck. Zu Gast sind dieses Mal Gemeinderatskandidaten. Als erstes gibt es per Powerpoint eine Anleitung für die Kommunalwahlen in Kurzform: Wie man die Stimmen für den Gemeinderat auf verschiedene Listen verteilen (Panachieren) und wie man Personen, die man besonders gut findet, gleich bis zu drei Stimmen geben kann (Kumulieren). 26 Stimmen sind bei der Wahl zu vergeben, so viele, wie der Gemeinderat Mitglieder hat. Mit spürbarem Interesse verfolgen die jungen Leute die Kurzvorstellungs-Runde der Gemeinderatskandidaten und schenken diesen – mit Ausnahme der beiden Frauen von der AfD – warmherzigen Applaus.

Klima und Konflikte

Unter ihnen sind die beiden Oberstufenschülerinnen Barbro Erb und Lily Godot, die mit Freundinnen in der hinteren Reihe Platz genommen haben. „Mich interessiert, welche Partei was vertritt, und ob das meine Interessen widerspiegelt“, sagt Erb. Das Klima und aktuelle Konflikte auf der Welt sind Themen, die sie besonders interessieren.

Interessieren sich dafür, was um sie herum passiert: Junge Weiler im Gespräch. Foto: Beatrice Ehrlich

„Die Jugend ist auch kritisch, sie stellt gute Fragen“, freut sich die Weiler Jugendreferentin und Mitorganisatorin Verena Eyhorn. Es sei ein wichtiges Zeichen, sich mit der Jugend zu befassen, findet sie. Und Gisela Schleith von der AG Jugend im Landkreis ergänzt, wenn keine Erwachsenen dabei seien, würden sich die Jungen eher trauen, zu sprechen.

Die Gemeinderatskandidaten, von der AfD bis zur SPD, stellen sich kurz vor, bevor es mit 15-minütigen Gesprächsrunden an einzelnen Tischen weitergeht. Dass sie mitten im Wahlkampf sind, zeigen Details: Einige haben Wahlbroschüren mitgebracht und vor sich ausgelegt, andere tragen Pullis in den Farben ihrer Partei.

Pullis in Grün und Orange

Deutlich wird aber vor allem ihr Wille, sich ganz auf die Jugendlichen einzulassen. Simone Brobeil, Kandidatin der CDU, hat eine große Runde um sich versammelt, als sie über die Bedeutung des „finanziellen Fundaments“ für die Kommunalpolitik spricht. Auf eine gewisse Faszination stößt AfD-Spitzenkandidatin Andrea Ufer. Mit plakativen Aussagen weckt sie Aufmerksamkeit: „Ich würde meinen Sohn nicht gern in den Ukraine-Krieg schicken.“ Ein junger Mann nickt zustimmend.

Lokale Themen sind an den Tischen von Axel Schiffmann (Freie Wähler) und Matthias Dirrigl (SPD) Gesprächsthema. Bei Schiffmann, der in Haltingen wohnt, geht es um die Frage der fehlenden Schulleiterin in der Grundschule, die dieser Tage die Gemüter erhitzt, aber auch ganz allgemein darum, dass Grundschulstandorte für Kinder zu Fuß erreichbar sein sollen. Für Haltingen heißt das: Es braucht wie bisher zwei Standorte. „Ich bin bekannt dafür, den Mund aufzumachen“, macht Schiffmann noch kurz Werbung in eigener Sache.

Schule, Grünes, Digitales

Bei Dirrigl, der selbst schon als Jugendlicher politisch aktiv war, geht es gerade um Digitales: Freies W-Lan an bestimmten Punkten im Stadtgebiet – das ist eine Idee, mit der sich die jungen Leute sichtlich gut anfreunden können.

Junge Leute aus dem Jugendparlament moderieren die Veranstaltung und verteilen Pizza, während Hauptamtliche von der AG Jugend sich hier und da mit an die Tische setzen.

Das Pflaster aufreißen

Sie greifen ein, wenn der Gesprächsfluss mal stockt, etwa am Tisch der Grünen-Kandidatin Christina Eckermann, die gerade noch laut darüber nachgedacht hat, zugepflasterte Schulhöfe aufzureißen, um mehr Grün Raum zu geben. Als die Umsitzenden schweigen, ergreift Jugendarbeiterin Katja Thiele die Initiative und lenkt das Gespräch in eine andere Richtung: „Wie sieht es aus an eurer Schule?“ „Wie steht es mit der Digitalisierung?“, „Bilden sich die Lehrkräfte ausreichend fort?“ Den Ball greifen die Schülerinnen gern auf, und bald ist der Gesprächsfluss wieder hergestellt.

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