Weil am Rhein Fachkräfte händeringend gesucht

Weiler Zeitung
Setzen aufs Handwerk: Die Azubis Pa-Ousman Grether und Bedri Berish mit ihrem Chef Michael Böhler (v.l.). Foto: Marco Fraune Foto: Weiler Zeitung

Ausbildungsbörse II: In den Betrieben sind junge Leute gefragt / Lieber Studium

Weil am Rhein (mcf). Den Wandel, der sich auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt vollzogen hat, kennt Michael Böhler vom Autohaus Böhler sehr genau. „In den 1980er-Jahren kamen die Auszubildenden und Bewerbungen von alleine“, erinnert sich der Schopfheimer Händler. „Nun muss man auf einer Azubi-Börse auf die Suche gehen.“ Mit Pa-Ousman Grether, einem mit dem Boot von Libyen nach Italien gekommenen Gambier, hat er nur über familiäre Beziehungen und den Helferkreis zwischenzeitlich einen neuen Lehrling anstellen können, der gerne als KFZ-Mechatroniker arbeitet. „Die jungen Leute wollen heute ansonsten alle studieren.“ Von Handwerksbetrieben bekommt er zudem mit, dass die Mitarbeiter fehlen, nicht die Aufträge von Kunden.

Bernd Hörenz von Optik Burkart aus Weil ist auch froh über jeden Lehrling, gibt er offen zu. Ein Problem bei der Azubi-Suche sei, dass vielen die Vielfalt des Optiker-Berufs nicht bewusst sei – und die Weiterbildungsmöglichkeiten. Die Tendenz bei der Zahl der Bewerbungen sei damit kontinuierlich rückläufig. „Noch schaffen wir es aber, jedes Jahr einen Azubi anzustellen.“

Im Handwerk stellt sich die Nachwuchssituation allgemein schwierig dar. Andreas Gäßler, Ausbildungsvermittler bei einem Spezialprojekt der Handwerkskammer Freiburg, kümmert sich mit europäischen Fördergeldern darum, noch unversorgte und orientierungslose Jugendliche zu vermitteln. Er bringt die jungen Leute mit Betrieben zusammen, „Matching“ nennt sich das neudeutsch. Er selbst war am Samstag das erste Mal auf der Weiler Messe. Solch eine Besucherresonanz und auch über so lange Zeit am Morgen sei sehr beachtlich.

Dass im ländlichen Raum das Handwerk zumindest noch mehr als Beruf geschätzt wird, merkt zugleich die mit ihm am Stand stehende Ronja Grether von der Gewerbeakademie in Schopfheim an. „Auf dem Land hat das Handwerk mehr Ansehen“, beobachtet sie auch unter den Gleichaltrigen.

Die Suche nach Nachwuchs-Berufskraftfahrern stellt sich ebenfalls schwierig dar, weiß Stefan Keller von Lohmüller in Lörrach. „Die meisten jungen Leute wollen gerne in der Wärme arbeiten.“ Zwei Lehrlinge im zweiten Lehrjahr hat der Betrieb als Berufskraftfahrer. Mit einem großen Kranwagen wollte der Betrieb weitere locken. Und Max Dörflinger sowie Kai Stephany erzählten am Samstag, was zieht: Einen 40-Tonner zu bewegen, mache Spaß. Ein ehemaliger Azubi ist aktuell sogar mit dem 250-Tonner im Einsatz.

Umfrage

Deutschland Fans

Verfolgen Sie die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland?

Ergebnis anzeigen
loading