Weil am Rhein „Eine interessante und lehrreiche Zeit“

Siegfried Feuchter
Siegfried Stiasny, hier in seinem Garten, genießt den Ruhestand. Foto: Siegfried Feuchter

Was macht eigentlich Siegfried Stiasny? Der langjährige Stadt- und Kreisrat, Vorsitzender der CDU und Vorsitzender des Bahn-Sozialwerks war ehrenamtlich stark engagiert. Auch im Ruhestand kennt der 82-Jährige keine Langeweile.

Siegfried Stiasny, der für sein vielfältiges Wirken mit der Landesehrennadel ausgezeichnet wurde, war ein passionierter Eisenbahner, der unter anderem viele Jahre den Bahnhof Weil am Rhein leitete und auch Vorsteher des Bahnhofs Rheinfelden war. 2001 ging er in den Ruhestand, nachdem er zuvor noch rund drei Jahre stellvertretender Leiter des Cargo-Bahnhofs Offenburg war. Zudem engagierte sich Stiasny acht Jahre als ehrenamtlicher Lehrer für die Auszubildenden beim Bahnbetriebswerk Haltingen. Unsere Zeitung unterhielt sich mit ihm.

Sie waren in jungen Jahren ein talentierter und mit Auszeichnungen bedachter Hobbyfotograf, der mit seinen Aufnahmen in Fachbüchern und Fachzeitungen sowie bei internationalen Ausstellungen vertreten war. Dennoch haben Sie sich für eine Berufslaufbahn bei der Bundesbahn entschieden. Warum?

Eigentlich wegen meiner starken Heimatverbundenheit. Als Fotograf hätte ich wegziehen müssen, außerdem wäre dieser Beruf mit wirtschaftlichen Risiken verbunden gewesen. So habe ich mich für eine Beamtenlaufbahn bei der Bahn entschieden und ging schließlich nach 40 Jahren als Oberamtsrat in den Ruhestand.

Die Bahn brachte einige berufliche Ortswechsel mit sich. War das schwierig?

Nein, das gehörte dazu. Mannheim, Waldshut und St. Georgen waren berufliche Stationen, bevor ich 1978 Dienststellenleiter beim Bahnhof Weil am Rhein wurde. Nach der Dienststellenreform wurde ich Erster Personalbeamter beim Rangierbahnhof in Weil am Rhein, der damals zu den größten in Deutschland gehörte. Wegen der Umstrukturierung und Privatisierung der Bahn musste ich einen Sozialplan für 600 Mitarbeiter aufstellen.

Einst schmückte sich die Stadt mit dem Zusatz „Eisenbahnerstadt“. Ist sie das noch?

Nein, es gibt ja kein Personal mehr, und der Bahnhof und der Rangierbahnhof existieren auch nicht mehr.

Sie wohnen in Friedlingen...

… seit 35 Jahren. Und hier fühlen wir uns sehr wohl. Der Stadtteil hat sich positiv entwickelt. Die Grenzstadt Weil am Rhein ist uns längst zur geschätzten Heimat geworden.

Starkes ehrenamtliches Engagement prägte auch Ihr Leben. Kommunalpolitisch brachten Sie sich 25 Jahre als CDU-Gemeinderat, Fraktionssprecher und sieben Jahre als Kreisrat ein. Auch standen Sie einige Jahre an der Spitze der Weiler CDU. Wie blicken Sie auf diese Zeit zufrieden?

Zufrieden und dankbar. Es war eine interessante, spannende und lehrreiche Zeit. Weil Wolfgang Dietz, der damals stellvertretender CDU-Vorsitzender war, nach Brüssel ging, wurde ich auf dem Tennisplatz gefragt, ob ich nicht für das vakant werdende Amt kandidieren würde. Nach einer Bedenkzeit sagte ich zu, ein Jahr später wurde ich CDU-Vorsitzender. So verlief mein Einstieg in die Kommunalpolitik. Auch bei meiner spannenden Tätigkeit als langjähriger Schöffe am Landgericht und als Mitglied im Auschuss für Kriegsdienstverweigerer habe ich viel gelernt.

Was waren für Sie die wichtigsten kommunalpolitischen Entscheidungen in diesen zweieinhalb Jahrzehnten?

Zu den Highlights gehörten die Stadtbibliothek, der Dreiländergarten, die Dreiländerbrücke und die Zollfreie Straße.

Ihre Leidenschaft für die Eisenbahn drückte sich auch in Ihrem 25-jährigen Engagement als Vorsitzender der Ortsstelle des Bahn-Sozialwerks aus. Hat der BSW in der ehemaligen Eisenbahnerstadt noch seine Bedeutung?

Es kommen nur noch ehemalige Eisenbahner zu den regelmäßigen Treffen. Doch der BSW ist nach wie vor wichtig, denn er bietet auch andere Veranstaltungen und Ferien in Kooperation mit der Gewerkschaft EVG an. Auch die Beratungsstelle und die soziale Betreuung der früheren Eisenbahner gehören weiter dazu.

Spielen Sie noch Tennis? Viele Jahre waren Sie beim TC Blau-Weiß Mannschaftsspieler und Pressesprecher im Tennisverband.

Alles hat seine Zeit. 60 Jahre habe ich leidenschaftlich Tennis gespielt, doch heute ist das körperlich nicht mehr möglich. Es war eine schöne Zeit im Blau-Weiß, mit dessen Mannschaft ich sogar in der Regionalliga gespielt habe. Und als Pressereferent im Verband musste ich einmal einen Bericht über die Matches von Steffi Graf und Boris Becker schreiben. Das war aber noch vor deren großen Karriere.

Sind Sie noch im Freundeskreis zum Erhalt des Textilmuseums auf dem Schwarzenbachareal aktiv, den Sie mitgegründet hatten?

Ja, das ist ein Herzensprojekt. Zusammen mit Dieter Buchheimer, Heinz Nüsslein und Daniel Wölfle hatten wir über einen interfraktionellen Antrag erreicht, dass das Textilmuseum erhalten bleibt. Heute noch leiste ich ehrenamtlich an Sonntagen, wenn das Museum geöffnet ist, Besucherdienste.

Apropos Gründung: Sie gehörten auch zu den Gründungsmitgliedern des Eisstockclubs Weil, den es längst nicht mehr gibt. Wie kam es dazu?

Mein Freund Heinz Roßhirt, der aus Bayern stammt, und ich waren in den 90erJahren die Initiatoren. Einmal hatten wir sogar an den Deutschen Meisterschaften mitgewirkt. Wir waren eine kleine, aber aktive Gruppe. Trainiert haben wir zunächst in der Eissporthalle, später im Haltinger Sägischopffest auf Asphalt. Weil wir keinen Nachwuchs im Verein hatten, wurde nach einigen Jahren der Verein aufgelöst.

Seit dem Rückzug aus der Kommunalpolitik 2014 haben Sie sich aus dem öffentlichen Leben weitgehend zurückgezogen. Wie gestalten Sie den Ruhestand?

Ich habe immer noch ein Zeitproblem. Ich weiß gar nicht, wie ich früher die vielen Ehrenämter und den Beruf unter einen Hut gebracht habe. Mit meiner Frau unternehme ich einiges. Unter anderem laufen wir jeden Tag, machen mitunter Wellness und sind im Offenen Kreis mit dabei. Und rund ums Haus gibt es auch einiges zu tun. Seit dem Ruhestand kann ich mich auch verstärkt um meine Hobbys Fotografie und Pflege der Briefmarkensammlung kümmern.

Zur Person

Siegfried Stiasny
(82),der seit 1977 in Weil am Rhein lebt, ist in Lörrach geboren und hat seine Jugendjahre in Neuenburg am Rhein verbracht. Der Vater von zwei Kindern und Opa von zwei Enkeln hatte sich neben seinem Beruf bei der Bahn in vielfältiger Weise ehrenamtlich engagiert, vor allem 25 Jahre in der Kommunalpolitik, im Bahn-Sozialwerk, im Tennisclub Blau-Weiß und im Tennisverband.

 

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