Schopfheim Wohlfühloase für Mensch und Tier schaffen

Hans-Jürgen Hege
Kompetente Beratung: Gärtnermeister Robert Schönfeld aus Wittnau stand den Gemeindegliedern und den Mitgliedern des Umweltteams gleich mehrere Stunden zur Verfügung. Foto: Hans-Jürgen Hege

Kirchengemeinde Fahrnau: NABU-Preis für naturnahes Gärtnern gewonnen.

Schopfheim-Fahrnau - Die naturnahe Begrünung der Außenanlagen rund um den Gemeindesaal, die Kirche und das Pfarrhaus ist eine Herzensangelegenheit der evangelischen Kirchengemeinde.

Deshalb gibt’s seit geraumer Zeit ein „Umweltteam“. Das hat bei einem vom Naturschutzbund (NABU) ausgeschriebenen Wettbewerb teilgenommen und prompt eine Beratung gewonnen. Und dieser Gewinn wurde am Montag im Gemeindesaal eingelöst: Gärtnermeister Robert Schönfeld aus Wittnau stand interessierten Gemeindegliedern und den Mitgliedern des Umweltteams gleich mehrere Stunden als kompetenter Berater in Theorie und Praxis zur Verfügung.

Seine Intention unter der Überschrift „Jetzt wird’s bunt“: Naturnahe Gärten sowie große, insektenfreundliche Blütenvielfalt bei geringem Aufwand an Pflege als Basis für eine „Wohlfühloase für Mensch und Tier“.

Die „blühenden Gärten für Mensch und Natur“, für die Robert Schönfeld leidenschaftlich plädierte, sollen dem Insektensterben entgegenwirken und die biologische Vielfalt stärken. Der NABU, Gärtnermeister Schönfeld und Pfarrerin Ulrike Krumm möchten, dass es auf dem Gelände bald wieder „summt und brummt“.

Zaunkönig, Tagpfauenauge oder Erdhummel sollen sich zwischen Kirche und Gemeindesaal wie auch im sanierungsbedürftigen Pfarrhausgarten mindestens genauso wohlfühlen wie Bewohner und Gäste der Kirchengemeinde. Auf der Wunschliste des NABU stehen ganz sicher keine sterilen Rasenflächen, sondern heimische Wildpflanzen ohne gefüllte Blüten auf bunten Blumenwiesen und in Gärten, in denen vor allem mehrjährige Pflanzen Bienen und Insekten locken.

Gehölze mit Früchten seien zu empfehlen, wilde Ecken mit Brennnesseln und Disteln sollten in solchen Gärten ihr Plätzchen haben ohne Gifte fürchten zu müssen, die jedes Leben vernichten. Der Gärtner des NABU plädierte für Wasserlöcher, in denen sich Leben tummelt, für Laub-, Holz- und Steinhaufen als Verstecke für die Tierwelt und appellierte an seine Zuhörer, Quartiere wie Nistkästen, Insektenhotels und Kästen für Fledermäuse zu installieren, um so ausreichend „Wohnraum für Groß und Klein“ zu schaffen.

Bei der Pflege der Gärten sollten die Hobbygärtner den Mut haben, auch mal „alle Fünfe gerade sein“ zu lassen. Statt einen Rasenmäher übers Feld zu schieben, sollten sie die Sense schwingen oder zumindest einen Balkenmäher einsetzen, der es möglich macht, die Schnitthöhe nach Belieben festzulegen und kleine Inseln auszusparen. Gänzlich verpönt sei mulchen. Schnittgut sollte von einem Platz zum anderen transportiert und dort wieder ausgelegt werden, um Artenvielfalt zu garantieren.

Und dann empfahl der Fachmann, nicht regelmäßig, sondern zu unterschiedlichen Jahreszeiten und in Etappen Gras zu mähen.

Es wird sich in diesem, spätestens aber im nächsten Jahr zeigen, ob Robert Schönfelds Appelle bei der Kirchengemeinde auf fruchtbarem Boden landeten oder ob am Ende gar die Zweifel Oberhand behielten, die den für die Pflege des Gemeindeareals zuständigen Christian Leisinger plagten, der als Praktiker vor Ort mit Unkraut kämpft und weiß, dass es ein schmaler Grad ist zwischen naturnahem Gärtnern und einem Verwildern der Gärten.

Es werde, meinte er, nachher genügend Leute geben, die glauben, die Pflege der Anlagen werde vernachlässigt.

Und bei aller Liebe zu Mutter Natur und der Vielfalt der Arten: Soweit möchte er es dann doch nicht kommen lassen.

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