Schopfheim Die Zukunft des Museums ist ungewiss

Jürgen Scharf
Dominik Baiker (rechts) im Austausch mit Besuchern über die Zukunft des städtischen Museums. Foto: /Jürgen Scharf

Über die Perspektive des städtischen Museums diskutierte Museumsleiter Baiker mit Besuchern. Dabei gab es viele Anregungen für neue Konzepte eines „Museums für alle“.

Das Museum Schopfheim ist gut aufgestellt. Was man in der 110 Jahre alten Sammlung hat, kann sich sehen lassen. Da sind wunderbare Biedermeier-Kulturgüter und Bilder darunter, um die andere Museen Schopfheim beneiden. Museumsleiter Dominik Baiker denkt da etwa an die Durchleuchtbilder, frühe Bewegtbilder, Vorläufer des Kinos. Ein Beispiel davon findet sich in der Sonderausstellung „Soll das weg?“

Hinter diesem anspielungsreichen und doppeldeutigen Titel steckt die Frage: Soll das ganze Museum weg und was passiert mit der Sammlung? An welche Museen im Lande wird dann der Schopfheimer „Kuchen“ verteilt? Darüber wollte Museumsleiter Baiker mit Besuchern diskutieren. Denn die Zukunft des Museums ist noch offen, im Herbst stehen Haushaltsberatungen im Gemeinderat an.

Konzepte sind nötig

„Im Moment haben wir keine Perspektiven für das Museum, weder positiv noch negativ, keine langfristige Vision der Stadt“, so Baiker beim Gespräch am Internationalen Museumstag. Die Ideen sind da, nötig sind neue Konzepte, aber die müssten erst finanziert werden. Dafür braucht es Personal. Das weiß auch Baikers Vorgängerin Ulla K. Schmid, die sich am Gespräch beteiligte. Um mehr Besucher zu erreichen, soll das Ziel ein „Museum für alle“ sein, so wie es kürzlich die Stuttgarter Landesstelle für Museen, die beratend im Haus war, vorgeschlagen hat. Die Fachleute empfahlen der Stadt, sich am Modell des Stadtpalais Stuttgart zu orientieren: ein kulturoffenes Haus, das sich an die Bevölkerung wendet und in dem Subkultur ebenso Platz hat wie ein Fußballverein oder verschiedene Ausstellungen.

Auch in Schopfheim sei so ein Ansatz geeignet. Eine schöne Vorstellung, aber will die Stadt dafür Geld ausgeben? Zwar gebe es Fördertöpfe, und Baiker weiß diese anzuzapfen, aber ein hoher Eigenanteil bleibe bei der Stadt. Steht doch eine Kernsanierung des Museums an, und es muss zudem „inklusiv gemacht werden“, kommen leicht 200 000 Euro zusammen – ohne Museumskonzept. Aber, und das hat die Landesstelle deutlich gemacht, an einer Modernisierung führt kein Weg vorbei, wenn man das Museum erhalten will.

Aktueller werden

Baiker weiß, dass man nur mit Geschichte allein nicht genügend Publikum ins Haus bekommt: „Das Museum muss sich aktualisieren und einladender werden.“ Um jüngere Leute „abzuholen“, ist ein Wunsch von ihm, an die Schulen „anzudocken“, aber auch dazu brauche es Mitarbeiter. Um konzeptuell an Attraktivität zu gewinnen, schlägt Baiker zwei Wege vor: eine Finanzierungsstrategie sowie ein inhaltliches Konzept. Baiker erklärte seine Bereitschaft, den Ausstellungsbestand zu verkleinern, um flexibler zu sein.

Die Teilnehmer bei dieser kleinen Führung waren sehr interessiert am Fortbestand des Museums, das als „historisches Gewissen der Kommune“ bezeichnet wurde, plädierten für den Erhalt, um der „Geschichtsvergessenheit“ und der „Dehistorisierung der Stadt“ entgegen zu treten und die „regionale Identität“ mit historischem Bewusstsein zu stärken.

Den Standort in der Altstadt sieht Baiker als optimal an, in unmittelbarer Nachbarschaft zur Alten Kirche, selbst ein „Museumsobjekt“. Ebenso stimme das Umfeld dieser reichhaltigen Kulturlandschaft. Wenn auch die Kernstadt kein „touristischer Hotspot“ ist, so sei sie doch pittoresk und verdiene es, belebt zu werden. Und da kann das Museum eine wichtige Rolle spielen.

Heute, Mittwoch, 22. Mai, 14.30 Uhr, findet die letzte Führung von Museumsleiter Dominik Baiker durch die Sonderausstellung „Soll das weg?“ statt.

  • Bewertung
    1

Umfrage

Deutschland Fans

Verfolgen Sie die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland?

Ergebnis anzeigen
loading