Schopfheim Denkwürdiges Konzert zum Abschied

Hans-Jürgen Hege
„Time to say goodbye“: Die Fahrnauer Musiker verabschiedeten sich von ihrem Dirigenten. Foto: Hans-Jürgen Hege

Musikverein Fahrnau: Beim Frühlingskonzert schwingt Dirigent Gordon Hein letztmals den Takststock.

Schopfheim - Ein paar Tränen flossen, es gab bewegende Momente, beeindruckende Lichtspiele an den Wänden und auf dem Vorhang hinter dem Orchester. Viel Lob war zu hören beim Frühlingskonzert des Musikvereins Fahrnau, viel Dank – und jede Menge exzellente Musik.

So etwa ein wehmütiges „Time to say goodbye“ auf Volker Ewerts Trompete. Und man sah zwei Herren, die sich am Ende „mit einem lachenden und einem weinenden Auge“ voneinander trennten: Benjamin Brenzinger, der Vorsitzende des Musikvereins Fahrnau, und Gordon Hein, der seinem „exzellenten Orchester“, das er in den zurückliegenden fünf erfolgreichen Jahren zu höchsten Weihen führte, den Rücken kehrte, um „einer Zukunft mit etwas mehr Freizeit neben dem Beruf und meinen anderen musikalischen Engagements“ entgegenzusehen.

Es war also einiges los beim Frühlingskonzert der Fahrnauer Musiker am Samstag in der Schopfheimer Stadthalle. Für Hein und für seine Schützlinge gab es am Ende stehende Ovationen eines begeisterten Publikums. Der rauschende Beifall war Lohn für einen in jeder Beziehung denkwürdigen Abend, der sich nahtlos einreihte in die übrigen Projekte Gordon Heins, in eine Kette von unvergesslichen Konzerterlebnissen. Natürlich hatte er sich auch zu seinem Abschied Außergewöhnliches einfallen lassen, darunter das Experiment „Tagebuch der Anne Frank“, mit dem der Musikverein – „ohne politisch zu sein oder werden zu wollen“ – mahnte, „wachsam“ zu sein und die Wiederholung dessen zu verhindern, was in den Jahren nach 1933 unter deutscher Flagge passierte. Die ernsten Töne aus der Feder von Otto M. Schwarz unterstrichen eindringliche Worte der Basler Erzählerin Claudia Adrario als „Erzählerin“ und das grandiose Violinenspiel des Schönauers Tobias Schlageter.

Hinein ins musikalische Vergnügen wurde das Publikum begleitet von der Jugendkapelle der Stadtmusik, mit der die Gastgeber vor einem Jahr eine Kooperation eingingen und die nach relativ kurzer Zeit unter Ingo Ganters Leitung beim ersten öffentlichen Konzert mit „Jump and Joy“, „Selections from Mary Poppins“, „Perfect“, „Havana“ sowie „The Magic of Harry Potter“ zu überzeugen wusste.

Teil zwei begann mit „Rush“ von Samuel R. Hazo. Danach versuchte „E.T.“ seine „Adventure on Earth“ nach Hause ins All zu telefonieren, bevor das „Tagebuch der Anne Frank“ die Blasmusikfans zurück auf die Erde und den Boden der Tatsachen zurückholte. Das saß. Gut, dass den Erinnerungen an eine unsägliche Vergangenheit eine Pause folgte, in der die Gäste vom Gesangverein Fahrnau kulinarisch versorgt wurden.

Schließlich galt es Kräfte zu sammeln für den Ausritt auf einem „wilden Mustang“, den Bertrand Moren arrangierte, für „Colors of the Wind“, bei dem Elmar Strassburger (Sopran-Sax) und Volker Ewert (Trompete) mit umjubelten Soli glänzten. Dem Ende entgegen ging es mit der „Suite from Miss Saigon“ und „The Incredibles 2“.

Zu verdanken hatte das Publikum dieses musikalische Highlight vor allem dem Dirigenten. Dessen Laufbahn, bekannte Hein, habe „vermutlich“ begonnen mit seinem ersten Auftritt als Steppke in einem Orchester, das Jacob de Haans Meisterwerk „Oregon“ spielte. Diese Musik habe ihn nicht nur auf konzertante Blasmusik getrimmt, sondern wohl auch dazu animiert, die Dirigentenlaufbahn einzuschlagen. Deshalb hatte er sich dieses Stück als Zugabe ausgesucht.

Nicht gelten lassen wollte Gordon Hein, dass er den Musikverein Fahrnau nach fünf Jahren ins kalte Wasser geworfen habe. „Ich habe meinen Rücktritt frühzeitig bekannt gegeben. Es blieb genügend Zeit, den Wechsel vorzubereiten“, betonte er in der Konzertpause auf Nachfrage. Ein Nachfolger sei derzeit allerdings nicht in Sicht, sagte Hein. Allerdings seien einige Kandidaten im Gespräch. Sollte die Nachfolgefrage bis zum nächsten größeren Event, dem Herbstkonzert, noch nicht geregelt sein, werde voraussichtlich sein Vorgänger Andreas Meier die Lücke füllen.

Eine Ehrung gab es an diesem Abend ebenfalls: Benjamin Brenzinger ernannte nach 25 mehr als nur aktiven Musikerjahren Vizedirigent Gerald Blüss, der an diesem Abend auch durch das Programm geführt hatte, zum Ehrenmitglied des Musikvereins Fahrnau.

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