Bei einer Waldbegehung  erläuterten die Lörracher Forstexperten den Stadt- und Ortschaftsräten am Montag die kürzlich verabschiedete Forsteinrichtung am lebenden Objekt. Außerdem wurde  Klimawandel, Naturverjüngung und das Holzernteverfahren informiert, dessen Spuren auf Wegen immer wieder von Erholungssuchenden kritisiert werden.

Von Kristoff Meller

Lörrach. „Sie können keine 8000 Festmeter Holz  aus dem Wald holen, ohne Spuren zu hinterlassen“, machte Markus Dischinger, Förster für die Gemarkung Hauingen, das Grunddilemma deutlich. Zumal die meisten Wege im rund 1100 Hektar großen Lörracher Forst aus „befahrungsempfindlichem Weichboden“ bestünden und lange Frostperioden  in den vergangenen Jahren „nur Wunschdenken“ gewesen seien.

„Alle Maßnahmen werden mit Sinn und Verstand durchgeführt“, ergänzte Forstbezirskleiter Bernhard Schirmer, der zuvor an der Lörracher Saatschulhütte über den Zustand des Waldes und die Forsteinrichtungserneuerung für 2018 bis 2027 referiert hatte. Diese wurde bereits im März im Ausschuss für Umwelt, Technik, Bildung und Soziales ausführlich vorgestellt. 

Der Gemeinderat hatte danach beschlossen, den Hiebsatz in den nächsten zehn Jahren deutlich zu reduzieren, da der Wald inzwischen nicht mehr nur eine ökonomische Bedeutung hat, sondern auch Funktionen wie Naherholung, Klimaschutz oder Trinkwasserspeicherung immer stärker in den Vordergrund rücken (wir berichteten ausführlich).

Instandhaltung der Wege
Gerade die verstärkte Nutzung durch Freizeitsportler und andere Waldbesucher führt immer häufiger zu Kritik über  beschädigte Waldwege durch schwere Maschinen. „Wir versuchen die Wege zeitnah wieder herzustellen, aber dafür müssen die Rahmenbedingungen und das Wetter passen“, sagte Dischinger. Grundsätzlich seien die breiten Fahrwege, die 40-Tonner und mehr aushalten, in erster Linie für den Abtransport des Holzes angelegt worden und nicht für Mountainbiker und Nordic Walker: „Wenn wir den Wald nicht bewirtschaften würden, wären schmale Fußwege völlig ausreichend.“

Sturmschäden
Eine besondere Situation ergab sich Anfang des Jahres durch das Sturmtief „Burglind“. Dieses hinterließ zwar kaum Flächenwürfe aber  viele umgestürzte Einzelbäume. „Normalerweise ist auf  90 Prozent der Waldfläche im Winter Ruhe, durch den Sturm waren wir fast überall im Einsatz“, sagte Dischinger. Zudem musste schnell gehandelt werden, um wichtige Verbindungswege wieder freizubekommen und alle betroffenen Fichten aus dem Wald zu holen, bevor der Borkenkäfer sich im Frühjahr darin einnisten konnte.

Mehr Kommunikation
Claudia Salach  (Grüne) äußerte den Wunsch nach einer verstärkten Kommunikation von Seiten der Stadt  im Vorfeld von größeren Holzerntemaßnahmen – insbesondere an markanten Orten. Als Stadtrat werde man oft auf solche Maßnahmen angesprochen, da sei es gut, wenn man über die Hintergründe Bescheid wisse.

Zuletzt wurden beispielsweise zwei  alte Bäume am Schädelberg in unmittelbarer Nähe zu den Bauwagen von Waldkindergarten und Karl-Rolfus-Schule gefällt, was zu Unverständnis bei Laien geführt habe, wie Stephan Berg (Grüne) ergänzte. „Die Eiche war innen total faul, und die Buche hatte einen Pilzbefall“, konnte Berthold Köpfer, Förster für die  Gemarkung Lörrach, Haagen und Brombach, den Fall klären. „Wir hätten beide gerne stehen lassen, aber wir haften wenn sie umfallen und etwas passiert.“

Keine Eschen und Fichten mehr
Köpfer informierte beim Spaziergang außerdem über die Themen Verjüngung, Klimawandel und Krankheiten. So werden in den nächsten Jahren alle Eschen – immerhin zehn Prozent des Baumbestands im Lörracher Forst – aufgrund des Eschentriebsterbens verschwinden: „Wir versuchen den Großteil in den nächsten zwei, drei Jahren zu fällen, so lange das Holz noch nutzbar ist.“

Auch für die Fichten  gibt es laut Köpfer längerfristig keine Zukunft. Denn während beispielsweise die Douglasie durch ihre langen Wurzeln auch längere heiße Phasen überstehe, leide die Fichte als „Flachwurzler“ durch die Klimaerwärmung unter verstärktem „Trockenstress“.

Investition in die Zukunft
Der Klimawandel spielt auch bei den Neupflanzungen eine große Rolle. Grundsätzlich gilt laut Köpfer bei der Wahl der Baumart: „Was von selber kommt, ist am besten.“ Entscheidend sei zudem eine breite Vielfalt, da niemand vorhersagen könne, wie das Klima in 100 Jahren aussieht.

Dennoch werden die vier hauptamtlichen Waldarbeiter und die zwei Förster auch selbst aktiv:  Fast 70 000 Bäume wurden in den vergangenen zehn Jahren gepflanzt, darunter sehr viele Eichen. Diese sind laut Schirmer auf dem Holzmarkt sehr gefragt, „ökologisch wertvoll“, und sie kommen auch mit höheren Temperaturen klar. 

2008 wurden darum beispielsweise auf einer Fläche von 1,4 Hektar bei der Saatschulhütte 5000 Stieleichen gepflanzt, die alle zehn Jahre gepflegt und ausgedünnt werden. Im Idealfall stehen in 150 Jahren  noch rund 120 große Hauptbäume, die dann von kommenden Generationen als wertvolles Furnierholz verkauft werden können.