Lörrach Und rein das Stäbchen

Gabriele Hauger

Selbstversuch: Seit Mittwoch können sich Lörracher in der Gevita kostenlos testen lassen.

Lörrach - Würde es mit der Buchung von Corona-Impfterminen doch auch so flutschen! Drei Klicks, schon habe ich meinen Wunschtermin zum Schnelltest in der Gevita-Residenz. Seit Mittwoch gibt es dieses kostenlose Angebot für die Lörracher, das gut und gerne angenommen wird. Die Nutzung liegt durchschnittlich bei rund 80 Prozent, erzählt Gesamtpflegedienstleiter Marcus Ehmann.

Die Atmosphäre an der Teststelle ist entspannt. Schilder sorgen dafür, dass man problemlos den Durchgang findet. Ein bereits getestetes Ehepaar sitzt auf einer Bank, „Gehen Sie nur“, winken sie freundlich. Wir haben es schon hinter uns.“ Eine „Stamm-Kundin“ vor mir hat Sonderwünsche: „Diesmal bitte das andere Nasenloch!“

Gevita-Bibliothek in Testlabor umfunktioniert

Dann bin ich dran. Aus dem Fenster der in ein Testlabor umfunktionierten Gevita-Bibliothek streckt sich eine behandschuhte Hand, einmal Kopf zurück – und rein das Stäbchen. Ziemlich tief rein übrigens. Ich wusste gar nicht, dass es so weit in die Nase geht! Ein scharfes Brennen. Fertig. Okay, vergnügungssteuerpflichtig ist das Prozedere nicht gerade.

Jetzt gilt es ein bisschen abzuwarten. Fällt der Test unangenehmerweise positiv aus, werde der oder die Betroffene sofort telefonisch kontaktiert, erzählt Ehmann. Dann muss ein PCR-Test erfolgen, eine Bescheinigung zur Terminbuchung gibt es von der Gevita. Damit kann man sich bei der zentralen Corona-Abstrichstelle an der S-Bahn-Haltestelle „Haagen/Messe“ testen lassen.

Bestätigung per Mail

Im Idealfall ist das Ergebnis aber natürlich negativ. Die Bestätigung gibt es nach ein, zwei Stunden per Mail. Wer das zuweilen chaotisch anmutende Hin und Her beim Thema Impfen vor Augen hat, wird erfreut feststellen, wie schnell, effektiv und unbürokratisch die letzte Woche von der Bundesregierung beschlossene Regelung zur wöchentlich kostenlosen Testung in Lörrach umgesetzt wurde.

„Übers Wochenende hatten wir kurzerhand entschieden, dass wir der Stadt gerne das Angebot als Teststelle machen. Zwei E-Mails, unter anderem mit Oberbürgermeister Lutz – und schon war alles aufgegleist“, so Ehmann.

Tests schon seit Oktober 2020

In puncto Testen ist die Gevita schließlich Profi. „Wir testen ja schon lange. Begonnen haben wir bereits im Oktober 2020“, sagt der Pflegedienstleiter rückblickend. Viel Zeit, um Erfahrungen zu sammeln, Abläufe zu optimieren. Denn bei der Qualität der Schnelltests gab und gebe es Unterschiede. „Eine Charge mussten wir letztes Jahr komplett wegwerfen. Die Tests waren fehlerhaft, fielen reihenweise falsch positiv aus. Wir verwenden daher ausschließlich wissenschaftlich gesicherte Tests, die von der Handhabung her entsprechend vernünftig sind. Wir haben eine gute Quelle, von der wir zuverlässig genügend Tests beziehen.“ Inzwischen werden immerhin 2000 bis 2500 Tests pro Monat gemacht.

Auftakt war im vergangenen Jahr in der Gevita selbst: Bewohner, Mitarbeiter, und Besucher. Hinzu kamen im Februar Erzieher und später Lehrer, die sich regelmäßig testen lassen können. „Die Stadt hatte mit uns Kontakt aufgenommen, ob wir das leisten können. Wir haben das kurz durchkalkuliert und gesagt: Das kriegen wir hin. Wir haben den Raum, wir haben die Mitarbeiter.“

Kurzerhand 150 zusätzliche Termine

Bis zu 200 Tests werden aktuell am Tag gemacht, die Termine sind ausgebucht. „Wir haben aber immer noch Restkapazitäten, die wir bei Bedarf aktuell freischalten“, erklärt Ehmann. So auch gestern und heute, als aufgrund hoher Nachfrage kurzerhand 150 zusätzliche Termine aufgegleist wurden. Solch flexibles Management würde man sich beim bundesweiten Corona-Management wünschen.

Die Abläufe funktionieren reibungslos. Im etwa vierstündigen Wechsel stehen Mitarbeiter des ambulanten Dienstes bereit. „Das Testen macht mir richtig Spaß“, sagt Ehmann lächelnd, der selbst gerne zum Stäbchen greift. Wichtig: Es sind Profis am Werk. „Wenn ich manchmal in Fernsehberichten sehe, wie da halbherzig rumgefummelt wird, finde ich das etwas fraglich“, erzählt der Pflegedienstleiter. „Wir haben Fachkräfte, die das seit Monaten machen.“

Keine Tests für Kinder unter 16 Jahren

Das engmaschige Testen sieht er als wichtigen Beitrag, um die Pandemie in den Griff zu bekommen. „Wir in der Gevita konnten so größere Ausbrüche verhindern.“ Seiner Meinung nach ist unkoordiniertes Testen wenig sinnvoll. „Man sollte das konstant zwei Mal die Woche in Betrieben, Schulen und Kitas machen – verpflichtend. Dann wäre viel erreicht“, ist er sich sicher. Für Kinder unter 16 Jahren sind die Stäbchen-Tests übrigens nichts, sagt Ehmann. Die Nasengänge seien viel enger, das Ganze sei immerhin ein diagnostischer Eingriff.

Mich erreicht schon nach einer knappen halben Stunde die schöne Mail. Negativ!

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