Kreis Lörrach Wärme aus der Tiefe nutzbar machen

Michael Werndorff
Im Landkreis Lörrach will Badenova Wärmeplus die Erdwärme anzapfen. Foto: pixabay

Die Geothermie im Dreiländereck soll einen wichtigen Beitrag zur regionalen Wärmewende leisten. Leopold Pfluger von Badenova Wärmeplus stellte das Vorhaben im Kreis-Umweltausschuss vor.

In die Tiefe bohren und umweltfreundliche Energie anzapfen – Geothermie macht es möglich: Was zum Beispiel in Riehen etabliert ist, soll auch im Landkreis Lörrach realisiert werden. So soll die Geothermie im Dreiländereck einen Beitrag zur regionalen Wärmewende leisten, wie Leopold Pfluger von Badenova Wärmeplus dieser Tage im Kreis-Umweltausschuss darlegte. Er präsentierte einen Statusbericht zum Vorhaben, das etwa 60 Grad warme Wasser in einer Tiefe zwischen 1200 und 1400 Metern anzuzapfen und per Wärmepumpe zur Wärmegewinnung zu nutzen.

Auf der Suche nach Potenzialgebieten identifizierte das Unternehmen für den Raum um die Städte Lörrach und Lahr in der Ortenau-Süd ideale Voraussetzungen für die Gewinnung von Erdwärme, wie der Experte ausführte. Damit diese Gebiete genauer untersucht werden dürfen, hat Badenova Wärmeplus vom Regierungspräsidium Freiburg jeweils eine Aufsuchungserlaubnis erhalten.

160 Quadratkilometer

Das Gebiet um Lörrach schließt bei einer Größe von 160 Quadratkilometer die Kommunen Binzen, Efringen-Kirchen, Eimeldingen, Fischingen, Grenzach-Wyhlen, Inzlingen, Kandern, Lörrach, Rheinfelden, Rümmingen, Schallbach, Steinen, Weil am Rhein und Wittlingen mit ein. Die in den Untersuchungsgebieten liegenden Kommunen seien durch das Unternehmen über die Planungen informiert worden und seien am Verfahren beteiligt. Zudem stehe man im engen Austausch mit den Verantwortlichen in Riehen, wie weiter zu erfahren war.

„Es ist ein Glücksfall für die Region, dass hier die Wärme aus der Erde als Potenzial vorhanden ist. Nun ist es an uns, einen gut geeigneten Standort zu suchen und die Wärme dauerhaft zu nutzen“, erklärte Geschäftsführer Klaus Preiser vergangenen Herbst. So plant das Unternehmen, bis 2035 insgesamt ein Gigawatt Ökostrom aus erneuerbaren Energien zu erzeugen, sowohl durch den Ausbau in der Region als auch durch eine Beteiligung an überregionalen Wind- und Solar-Projekten.

Im Feld Lörrach wurden unter anderem die geophysikalischen Bestandsdaten bereits beschafft und ausgewertet sowie bestehende 3D-Untergrundmodelle ebenfalls bewertet. In Vorbereitung ist laut Pfluger der Abschluss der geophysikalischen Daten, die Charakterisierung möglicher geothermischer Reservoire, die Erstellung eines geologischen Untergrundmodells, die Ausweisung von Explorationsgebieten und die Umsetzung erster Projektionsmessungen. Ein Meilenstein sei die Entscheidung zur Durchführung einer geophysikalischen Untersuchung, so der Experte. Ziel ist es, letztlich einen Standort für den Bohrplatz und die Heizzentrale zu finden.

19 Kommunen beteiligt

Während das Projekt Erdwärme Dreiländereck gleichauf mit dem Gebiet Lahr ist, vermeldete Pfluger für das Feld Erdwärme Breisgau, wo 19 Kommunen beteiligt sind, einen Fortschritt: Dort sind Prospektion und Exploration bereits abgeschlossen. Anders als im Erlaubnisfeld Lörrach befindet sich das deutlich wärmere Wasser (120 bis 140 Grad) in einer Tiefe zwischen 2500 und 3000 Metern.

Auch Negativbeispiele

Die Kommunikation nach außen, um die Öffentlichkeit und Kommunen über das Projekt zu informieren und mitzunehmen, spiele eine sehr große Rolle, so Pfluger. Denn: In der Vergangenheit gab es auch Negativbeispiele. Im Erdwärmeprojekt in Staufen führte eine unsachgemäße Erdwärmesonde vor rund 15 Jahren dazu, dass Wasser aus einer Muschelkalk- in eine Anhydritschicht aufsteigen konnte. Im Kontakt mit Wasser wandelte sich der Anhydrit in Gips um, quoll auf und führte an der Erdoberfläche zu Hebungen. Ein anderes Geothermieprojekt war jenes in Vendenheim bei Straßburg. Dort wurde mit hohem Druck Wasser ins Gestein im Grundgebirge gepresst, was indirekt zu Beben und einem Stopp des Projekts führte.

In Baden-Württemberg seien solche Verfahren derzeit nicht genehmigungsfähig, wie Badenova erklärt. Dass die Bevölkerung über Risiken auf dem Laufenden gehalten werden soll, befand Gudrun Heute-Bluhm (CDU). Eduard Behringer (FW) wollte wissen, ob die Temperaturspanne von 50 bis 60 Grad Celsius ausreichend sei. Pfluger bejahte mit Verweis auf den Einsatz einer Wärmepumpe. Auch komme man mit dem Erdwärmefeld in Riehen nicht ins Gehege, hieß es auf Nachfrage von Thomas Hengelage (Grüne). Dass es den Energie-Mix für die Energiewende brauche, betonte Klaus Eberhardt (SPD).

Pfluger zufolge sollen mit einer ersten Anlage rund 50 000 Haushalte mit klimafreundlicher Erdwärme versorgt werden. Weitere Anlagen sollen realisiert werden. Vom Zeitpunkt der Konzept- und Vorerkundungsphase bis zur Inbetriebnahme würden fünf bis acht Jahre vergehen, klärte der Experte auf.

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