Kreis Lörrach Gegenseitig stärken und motivieren

Michael Werndorff
Selbsthilfegruppen können in schwierigen Lebenslagen für emotionale Unterstützung sorgen. Foto: Archiv

Pandemie: Corona erschwert Arbeit von Selbsthilfegruppen / Teils erhöhte Nachfrage

Kreis Lörrach - Selbsthilfegruppen können einen wichtigen Beitrag zum Informations- und Erfahrungsaustausch und zur gegenseitigen emotionalen Unterstützung leisten. Im Landkreis Lörrach gibt es rund 100 dieser Zusammenschlüsse. Die Corona-Pandemie hat die Gruppen vor große Herausforderungen gestellt, wie dieser Tage im Rahmen einer Pressekonferenz zu erfahren war.

Viele Selbsthilfegruppen coronabedingt im „Schlafmodus“,

Coronabedingt befinden sich viele dieser Selbsthilfegruppen im „Schlafmodus“, dabei sorgt die Pandemie aber für eine höhere Nachfrage, weiß Franziska Morgalla von der im Landratsamt angesiedelten Kontaktstelle Kiss, die für die Betreuung dieser Initiativen zuständig ist.

Augenerkrankungen, Rheuma, Krebs, Sucht, soziale Themen oder psychiatrische Erkrankungen: Die Bandbreite der Selbsthilfegruppen im heimischen Kreis ist groß, berichtet Morgalla.

Pandemie hat Arbeit der Gruppen ausgebremst.

Die Pandemie habe die Arbeit der Gruppen allerdings ausgebremst. Lockdown, die Suche nach Räumlichkeiten, geschlossene Gaststätten sowie Abstandsregeln zwangen viele Gruppen zu pausieren, obwohl Treffen im Rahmen der Corona-Verordnung in den vergangenen Monaten grundsätzlich erlaubt waren.

So berichtet Morgalla von Initiativen, die sich seit fast einem Jahr nicht mehr treffen. Es gab auch Gruppen, die sich aufgelöst haben. Andere wiederum versuchten, ihr Angebot auf digitalem Weg, zum Beispiel per Onlinechat, aufrecht zu erhalten.

Kontaktstelle konnte nicht wie gewohnt betreuen

Erschwerend kam hinzu, dass die Kontaktstelle die Gruppen in den vergangenen Monaten auch nicht wie gewohnt betreuen konnte, sagte Morgalla. Die Leiterin musste mit ihren Mitarbeitern nämlich Aufgaben in der Pandemiebekämpfung wahrnehmen.

„Wir hoffen, dass es jetzt wieder bergauf geht und auch mehr in die Gesundheitsförderung investiert wird“, sagte Morgalla.

Die seit gut 30 Jahren bestehende Kontaktstelle berät Selbsthilfegruppen, knüpft Kontakte, hilft bei Neugründungen und trägt zur Vernetzung bei. Nicht zuletzt unterstützt sie bei der Öffentlichkeitsarbeit, Weiterbildung und in finanziellen Fragen. Im Servicepaket inbegriffen sei auch die Aufnahme der Gruppen-Kontaktdaten im Verzeichnis auf der Homepage des Landratsamts.

Nachfrage im Bereich psychischer Probleme steigt massiv

Derweil stieg pandemiebedingt die Nachfrage im Bereich psychischer Probleme um gut 80 Prozent, wie Morgalla erklärte. „Uns erreichten auch mehr Anfragen zur Gründung einer solchen Gruppe.“

Da brauche es mehr Initiativen und Menschen, die sich engagieren wollen und auch können. „Es gehört viel dazu, die Menschen müssen nämlich auch in ihrer Erkrankung stabil sein und von Therapeuten begleitet werden“, betonte die Expertin.

Bestehende Gruppen in diesem Bereich registrierten zudem eine zunehmende Nachfrage. Angesichts der fehlenden Therapieplätze brauche es überbrückende Angebote für Betroffene.

Hohe Bereitschaft und finanzielle Mittel zur Förderung bei Krankenkassen

Trotz der widrigen Umstände gab es auch Positives zu vermelden. Laut Morgalla haben sich Selbsthilfegruppen zu den Themen Geburtstraumata und Angststörungen neu gegründet. Und: Bei den Krankenkassen gebe es eine hohe Bereitschaft und finanzielle Mittel, um die Arbeit der Initiativen zu fördern.

Weitere Informationen: Kiss ist unter Tel. 07621/4102142 erreichbar.

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