Kandern Interesse ist überwältigend

Weiler Zeitung
David Glenn (links) mit einer Bass-Klarinette und Peter Geisler mit einem Bassetthorn. Foto: Gottfried Driesch

Präsentation: Sechs historische Instrumente vorgeführt.

Kandern - Elf Jahre hat es gedauert, bis alle sechs historischen Instrumente aus der Familie der Klarinetten restauriert und mit kleinen Einschränkungen wieder bespielbar sind. Der Zufallsfund der Instrumente im Jahr 2008 in einem Archivkarton auf dem Dachboden des Heimat- und Keramikmuseum Kandern war in Fachkreisen eine Sensation. Am Mittwoch stellten Peter Geisler und David Glenn die restaurierten Instrumente vor.

Es handelt sich um zwei Klarinetten, zwei Bass-Klarinetten und zwei Bassetthörner. Neben diesen weitgehend vollständigen Funden gibt es noch einige Fragmente, deren Vervollständigung zu kostenintensiv ist. Überhaupt war die Restaurierung der sechs Instrumente ein finanzieller Kraftakt. Der Museumsverein sei davon überfordert gewesen, sagte Museumsleiterin Gisela van Mahnen. Dankenswerterweise habe die Stadt Kandern einen großen Teil der Kosten übernommen. Die Instrumente wurden bei einem Spezialisten für historische Instrumente in Bamberg restauriert. Vorangetrieben worden sei das Projekt von den beiden Musikern Geisler und Glenn.

Um einen ersten Teil der Restaurationskosten einzuspielen, wurde 2009 das internationale Bassetthorn-Festival in Kandern aus der Taufe gehoben. Zwei weitere Festivals folgten.

Die Instrumente sind im Heimat- und Keramikmuseum in einer Vitrine ausgestellt. Doch am Mittwoch erklangen diese historischen Schätze vor Publikum. Das Interesse der Musikliebhaber war überwältigend. Der kleine Ausstellungsraum im ersten Obergeschoss des Museums platzte buchstäblich aus allen Nähten. „Mit dieser Resonanz habe ich nicht gerechnet“, gestand van Mahnen.

„Wir haben tagelang Herzklopfen gehabt“, erzählte Geisler über seine Gefühle nach dem sensationellen Fund. Die Instrumente datieren teilweise aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Sie entstanden in Basel, Freiburg, Straßburg oder Wien. Eine der Bassklarinetten sei das einzige bekannte Exemplar des Instrumentenbauers aus Freiburg. Die Stimmung alle Instrumente läge mit 440 Hertz (Schwingungen pro Sekunde) für den Kammerton A auffallend hoch. Eine der Bassklarinetten sei sogar auf 447 Hertz gestimmt.

Von der Theorie zur Praxis

Geisler und Glenn führten in kleinen Duetten aus dem 18. Jahrhundert, unter anderem von Mozart, den Zusammenklang der Instrumente vor. Dabei nahmen sie besondere Rücksicht auf eine einheitliche Stimmung. Die besondere Griffweise und das Fehlen der heute üblichen umfangreichen Mechanik forderte den beiden Klarinettisten ihr ganzes Können ab. Auch zeigte sich, dass die alten Instrumente ihre besonderen Tücken bei der Tonerzeugung haben. Eine der Bass-Klarinetten erklang dabei zum ersten Mal vor Publikum.

Zur Geschichte

Bereits im Jahr 1810 sei eine Musikgesellschaft in Kandern urkundlich erwähnt worden, wusste Gisela van Mahnen zu berichten. 1840 seien ausdrücklich die Bassetthörner erwähnt worden. Es sei also davon auszugehen, dass die gefundenen Musikinstrumente einstmals in Kandern gespielt worden sind. Nach der Restaurierung kehrten nun die Instrumente an ihren Heimatort zurück.

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