Kandern „Die Kunden wollen etwas Bedeutsames“

Weiler Zeitung
Andrei Muriariu sticht kein Tattoo zweimal. Seine Körperkunst sind Unikate. Foto: zVg Foto: Weiler Zeitung

Geschäftswelt: Andrei Muriariu etabliert in seinem Studio „Noctua Tattoo“ die Kunst am Körper

Kandern (wr). In den 90ern thronte das Arschgeweih über so manchem Hintern oder eine Rose zierte das Schulterblatt. Jahre zuvor ließen sich harte Männer einen Anker auf dem Unterarm stechen. Heute gilt ein Tattoo zwischen den Brüsten als schick.

Doch als sich ein Kunde die Brustwarzen tätowieren lassen wollte, musste Andrej Muriariu erst einmal tief Luft holen, bevor er zur Nadel griff. Seit fast vier Jahren betreibt er am Blumenplatz in Kandern sein Studio „Noctua Tattoo“.

Viele waren skeptisch

„Wir geben dir zwei Monate, dann bist du weg vom Fenster“, hatten ihn seine Kumpels ausgelacht, als er die ehemalige Metzgerei anmietete. Dass ein Tattoo-Studio im beschaulichen Kandern funktionieren könnte, sprengte die Vorstellungskraft. „Aber ich hatte ja nichts zu verlieren“, erzählt der gebürtige Rumäne und legte los.

An der Universität in Kronstadt hat er sein Studium „IT und Management“ abgeschlossen und dann noch eine Weile im Beruf gearbeitet. Dann aber ging er erst einmal ein Jahr lang auf Reisen und ist schließlich in Kandern hängengeblieben.

Zuerst verdiente er sich mit Zeichnungen und Porträts ein paar Euro hinzu, dann kam er auf die Idee des Tätowierens. In Freiburg fand er einen Ausbildungsplatz.

Als sein Lehrmeister ihm erklärte, dass er nun das Rüstzeug habe und er ihm nichts mehr beibringen könne, ritzte sich Muriariu eine Eule in den linken Unterarm. „Schließlich musste ich erst einmal an mir selbst mein Können ausprobieren, bevor ich mich an anderen versuche“, grinst er. Schnell war ein passender Firmenname gefunden: „Noctua“ ist rumänisch und bedeutet Eule.

Anfangs suchten Freunde und Bekannte sein Studio auf, dann wurde das Einzugsgebiet immer größer. Die Kunden kommen von weit hinter Freiburg und aus der ganzen Schweiz. Die weiteste Anfahrt hatte eine Kundin aus Hamburg, die, nachdem sie ihr Tattoo hatte stechen lassen, gleich noch eine Woche Urlaub im Markgräflerland dranhängte.

„Die Leute wollen etwas Bedeutsames“, erklärt Muriariu, etwa den Namen und das Geburtsdatum des Kindes. Wenn aber jemand den Namen des Freundes oder der Freundin stechen lassen will, schickt er ihn oder sie wieder weg. „Die Freundschaft kann schon morgen vorbei sein, ein Tattoo ist für die Ewigkeit“, erklärt er und will die Kunden vor einer Entscheidung bewahren, die sie hinterher bereuen könnten.

Jungen Menschen rät Muriariu erst dann über ein Tattoo nachzudenken, wenn der Körper fertig entwickelt ist. Denn, wächst die Haut weiter, kann die Farbe brüchig werden.

Die meisten Kunden kommen mit einer ungefähren Vorstellung des Designs. Muriariu fertigt dann eine Skizze an oder bearbeitet Entwürfe per Photoshop am Computer. Der Perfektionist legt Wert auf Qualität. So verwendet er nur beste Farben und hochwertige Nadeln.

Seine Arbeit versteht Muriariu als Kunst am Körper. Jedes Tattoo ist ein Unikat, und er sagt: „Ich steche keines zweimal und fange gar nicht erst an, wenn ich selbst nicht überzeugt davon bin.“

Umfrage

Deutschland Fans

Verfolgen Sie die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland?

Ergebnis anzeigen
loading