Grenzach-Wyhlen Geplantes Flüchtlingsheim polarisiert

Rolf Rombach
Gut gefüllt war der Festsaal im Haus der Begegnung bei der Infoveranstaltung zur geplanten Gemeinschaftsunterkunft. Foto: Rolf Rombach

Rund 250 bis 300 Besucher kommen zur Infoveranstaltung des Landkreises im Haus der Begegnung in Grenzach. Dabei gibt es zahlreiche kritische Wortmeldungen zur Ende Februar in der Wyhlener Solvay eröffnenden Gemeinschaftsunterkunft (GU).

Eingangs der Veranstaltung zitierte Grenzach-Wyhlens Bürgermeister Tobias Benz Altbundespräsidenten Joachim Gauck: „Unser Herz ist weit, aber die Möglichkeiten endlich.“ Er nahm damit Bezug auf die Situationen der Städte und Gemeinden bundesweit, die Wohnraum und Unterkunftsmöglichkeiten für geflüchtete Menschen bereitstellen müssten.

„Mit mir über die Gründe und Maßnahmen zu diskutieren bringt nichts, da wir hier keine Entscheidungsmöglichkeiten haben“, sagte Landrätin Marion Dammann in ihrer Begrüßungsrede. Ziel der Veranstaltung sei es, mit Fakten zu informieren und in den Dialog zu treten.

Ehemalige Wetzel-Hallen

Von drei ehemaligen Wetzel-Werkshallen werden zwei zur Flüchtlingsunterbringung genutzt. Es gibt 125 Plätze. In der dritten Halle waren ursprünglich weitere 70 Plätze vorgesehen. Da dort gesundheitsgefährdende Stoffe vermutet werden, läuft derzeit eine Machbarkeitsprüfung.

Rund um die Uhr sind zunächst drei Sicherheitskräfte geplant, die auch von Anwohnern bei Problemen angesprochen werden können, sollte seitens der GU-Leitung oder der Caritas, welche die Einrichtung sozialpädagogisch betreut, niemand zugegen sein.

Zumeist einzelne Männer

Wiederholt erkundigten sich Zuhörer, welche Personengruppen nach Wyhlen kommen werden. Florian Kröncke (Fachbereich Aufnahme & Integration/Landkreis) verwies eingangs auf die aktuellen Hauptherkunftsländer Ukraine, Afghanistan, Syrien und die Türkei. Zwischen 150 bis 200 Personen werden derzeit monatlich in den Kreis verteilt. Obwohl auch teilweise komplette Familien zugewiesen werden, handelt es sich bei einem Großteil der Menschen um alleinstehende Männer. Welche Personen nach Wyhlen ziehen werden, entscheide sich erst im nächsten Monat.

Kreissozialdezernentin Elke Zimmermann-Fiscella erläuterte das kursierende Missverständnis, dass unbegleitete minderjährige Flüchtlinge nach Wyhlen kämen. „Die Zeltunterkunft in Steinen musste witterungsbedingt aufgelöst werden. Die Bewohner wurden an anderer Stelle untergebracht.“ Wyhlen scheide aus, weil die Minderjährigen der Jugendhilfe unterstellt seien und separate Einrichtungen hätten.

Betreuung von 90 zu eins

Über einen Betreuungsschlüssel von 90:1 freut sich Reinhard Zahn (Caritas-Verband Lörrach). Damit könnte die Einrichtung mit 1,4 Stellen besetzt werden. „Wir erleben derzeit ein Déjà-Vu. Aber wir haben unsere Erfahrungen aus 2015/ 16 gemacht und daraus gelernt.“ Vom Krisenmanagement über Männerberatungseinrichtungen und Hilfsdiensten sei das Portfolio inzwischen angewachsen. „Wir haben gut ausgebildetes Personal, das viel Erfahrung hat“, versicherte er. Er lobte die Zivilgesellschaft, die durch zusätzliche Angebote den Menschen der GU Strukturen anböten und verwies auf den Freundeskreis „Amiko“, der die damalige GU in der Kraftwerkstraße unterstützte.

Ansprechpartnerin für ehrenamtliches Engagement: Eva Petersik, Integrationsbeauftragte des Landkreises, E-Mail: eva.petersik@loerrach-landkreis.de, Tel. 07621/ 410 5014.

Ein Vorschlag aus dem Publikum: die Wiese, auf der der Zirkus gastiert, als Ausweichfläche in der wärmeren Jahreszeit ausweisen. Diesen Vorschlag nahm Marion Dammann lobend zur Kenntnis.

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