Demonstration und Warnstreik Kita-Personal zeigt sich kämpferisch

Die Oberbadische

Etwa 150 Demonstrantinnen  folgen ver.di-Aufruf zu Demonstration und Warnstreik

Lörrach -  Kämpferisch und laut zeigten sich etwa 150  Demonstrantinnen und Demonstranten aus dem Sozial- und Erziehungsdienst gestern bei einem Marsch durch die Lörracher Innenstadt.

Von Anja Bertsch

Vom Rathaus aus zogen die Demonstrantinnen – überwiegend Erzieherinnen aus etwa einem Dutzend Kitas im ganzen Landkreis – über einen Zwischenhalt vor dem Landratsamt   auf den Alten Markt zur Abschlusskundgebung und machten mit Plakaten,   Sprechchören und beachtlicher Teilnehmerzahl auf ihre Anliegen aufmerksam:  „Mehr Verantwortung braucht mehr   – Respekt/Personal/Lohn/Anerkennung...“

Wichtiges Thema ist demnach durchaus mehr Geld; zugleich aber geht es auch um bessere Arbeitsbedingungen, etwa in Sachen Personalausstattung, Verfügungszeit oder  Gruppengrößen.

Demonstrantinnen folgen ver.di-Aufruf

Zu Demo und Warnstreik  aufgerufen hatte die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, um in den laufenden Tarifverhandlungen   ein Zeichen zu setzen. Die Arbeitgeber hätten sich in den Verhandlungen seit Februar keinen Millimeter bewegt, bedauerte Gewerkschaftssekretärin Melanie Kühn.

Im Gegenteil: Gerade habe der zuständige Staatssekretär in Baden-Württemberg verkündet, dass die ursprünglich für Coronazeiten kreierten Ausnahmeregelungen in Sachen Absenkung des Personalschlüssels und Erhöhung der Gruppengrößen verlängert werden, erläuterte Anja Braekow, Verbandsvorsitzende der Kita-Fachkräfte.

Sozialer Bereich elementar und wichtig

Bei anderer Gelegenheit sei von Arbeitgeberseite die Brücke vom Ukraine-Krieg zu  den Tarifverhandlungen geschlagen   worden – in dem Sinne, dass jetzt wirklich nicht die Zeit sei, um Verbesserungen der  Arbeitsbedingungen im Sozialbereich zu fordern, berichtete Franziska Pfab von ver.di  und zeigte sich ebenso wie ihre Zuhörerinnen verständnislos ob solcher  Aussagen.

Gerade die aktuellen Krisen – das Thema Corona ebenso wie das Thema Flüchtlinge – zeigten doch  allzu deutlich, wie elementar und wichtig der soziale Bereich ist –  ob Menschen nun gepflegt, betreut oder einfach   aufgenommen werden sollen und wollen.

Soziales Gewissen ausgenutzt

Tatsächlich sei bei Beschäftigten im Erzieherberuf wie im Sozialbereich überhaupt das soziale Gewissen oftmals stark ausgeprägt  – „und eben das wurde jahrelang ausgenutzt“, so Kühn.  Damit aber soll nun Schluss sein: „Ende der Bescheidenheit – Erzieher sind jetzt kampfbereit!“, verkündeten Plakate und Sprechchöre auf der Demonstration. 

Neben Melanie Kühn machte auch Dominique Bevensee aus einem Betreuungsbetrieb des Diakonischen Werks auf den Teufelskreis aufmerksam, in dem sich Sozial- und Erzieherbereich befinden: „Das Personal in den Einrichtungen reicht nicht aus, so dass es zu einer massiven Verschlechterung der Bildungs- und Betreuungssituation kommt.“

Unzufriedenheit ist alarmierend

Grund wie Folge sei eine Verschlechterung auch der Arbeitssituation  für den einzelnen Erzieher und der damit einhergehende Fachkräftemangel: „Die Unzufriedenheit in unserem Berufsfeld ist alarmierend“, so Bevensee  – jede Vierte spiele mit dem Gedanken, den Beruf zu wechseln. „Das darf nicht sein in einem Beruf, der gesellschaftlich so wichtig ist“, rief Kühn.

Angesichts der bisher starren Haltung der Arbeitgeber sei mit einer langen Tarifrunde zu rechnen, sagte die Gewerkschaftssekretärin – und rief die Betroffenen dazu auf, weiterhin und künftig noch mehr Präsenz zu zeigen. Noch vor der nächsten Verhandlungsrunde am 15./16. Mai  sollen weitere Aktionen stattfinden.

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