Weil am RheinGroßprojekt: Basel plant Renaturierung der Wiese
Beatrice Ehrlich 17.04.2024 - 15:27 Uhr
Das Vorhaben „Wiese vital“ betrifft nicht nur die Wasserversorgung Weils und des Markgräflerlands, sondern auch ein Weiler Grundstück, auf dem Aushub gelagert werden soll.
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Das Basler Projekt zur Revitalisierung der Wiese ist ersten Planungen zufolge auf rund zehn Jahre Bauzeit ausgelegt. Stefan Rüegsegger vom Tiefbauamt Basel-Stadt erläuterte am Dienstag im Gemeinderat die Details: Auf rund viereinhalb Kilometern Länge soll die Wiese auf Schweizer Gebiet von ihrem derzeitigen starren Betontrog wieder in ein natürliches, „mäandrierendes“ Flussbett verlegt werden. Auf- und Abstiegsmöglichkeiten für Fische sollen wieder hergestellt werden.
Am Ende des Vorhabens steht nach dem Willen der Planer ein Naherholungsraum am Wasser, im Wechsel mit Uferzonen, die der Natur vorbehalten bleiben sollen. Mit ihrem Jahrhundertprojekt folgt die Kantonalregierung Basel-Stadt einem Beschluss des Basler Stimmvolks („Wiese-Initiative“) aus dem Jahr 2004 und nimmt zugleich die Sanierung der maroden Dämme und der „Vorländer“ rechts und links des Flusses in Angriff. Die Wege sollen zurückverlegt und die Uferbereiche erweitert werden.
Zwei Schichten sollen nach unten abdichten
Der bisherige, zum Untergrund hin verschlossene Betontrog, soll dafür aufgebrochen, das Überschwemmungsgebiet verbreitert und mit einer abdichtenden Materialschicht sowie einer Schutzschicht unterlegt werden. Diese könne einer deutlich höheren Fließgeschwindigkeit standhalten (in der Spitze bis zu 100 Kubikmeter pro Sekunde) und sei dafür besser gewappnet gegen Hochwasser. Bisher hatten die Tiefbrunnen schon bei 30 Kubikmetern pro Sekunde mehrmals im Jahr abgeschaltet werden müssen. Dies werde künftig deutlich seltener der Fall sein.
Um das zu bewerkstelligen, seien immense Materialbewegungen notwendig, machte Rüegsegger deutlich. Um die im Voraus berechnete hohe Zahl an Lastwagenfahrten zu vermeiden – 20 pro Tag und 90 in der Spitze – schlagen die Basler Planer die Einrichtung einer Materialbahn vor. Diese soll am Nordufer der Wiese zwischen dem jeweiligen Bauabschnitt und einem Umschlagplatz verkehren, auf welcher der Aushub zwischengelagert werden soll.
Die Frage der Materialbewegung
Hier kommen nun die Interessen der Stadt Weil am Rhein ins Spiel: Denn bei der Suche nach einer dafür geeigneten Fläche als Ausgangspunkt für die Materialbahn (Logistikfläche) sind die Planer einzig auf Weiler Gemarkung fündig geworden – genauer gesagt in einem Teilbereich des geplanten Bebauungsgebiets Otterbach-Süd direkt an der Schweizer Grenze.
Nur diese Fläche, wo die Stadt Weil am Rhein den Bau von Mehrfamilienhäusern vorhat, erscheint den Schweizern groß genug für ihr Vorhaben. Sie liege zudem außerhalb des Wasserschutzgebiets und sei verkehrlich gut angebunden, führte Rüegsegger aus.
80 000 Einwohner werden mit Trinkwasser versorgt
Die Sicherung der Wassergewinnung für den Wasserverband Südliches Markgräflerland habe für ihn oberste Priorität gehabt bei den ersten Gesprächen über dieses Projekt, hatte Weils Erster Bürgermeister Rudolf Koger zu Beginn dieses Tagesordnungspunkts deutlich gemacht. Über die Tiefbrunnen 5 und 6 im Bereich der Wiese würden rund 80 000 Einwohner im Einzugsgebiet des Verbands mit Trinkwasser versorgt. Um sicherzustellen, dass dies auch künftig gewährleistet ist, und dass die Schutzschicht über der abdichtenden Mineralschicht den Anforderungen standhält, ist der Bau einer 200 Meter langen Teststrecke im östlichen Bereich des Wieseabschnitts geplant.
Entlang dieser soll die erstmals so durchgeführte Schichtung des Flussbetts – ein „Prototyp“, wie Rüegsegger auf Nachfrage ausführte – mehrere Monate lang intensiv beobachtet und beprobt werden.
Für den Fall einer Havarie ist vorgesorgt
Auch für den Fall einer Havarie haben die Planer vorgesorgt: Dann würde der Basler Wasserversorger IWG das Verbandsgebiet über eine eigens zu diesem Zweck errichtete Trinkwasserleitung mitversorgen, sicherte Rüeggsegger zu.
Trotz der Materialbahn, die das Gros der Transporte übernimmt, werde es ergänzend Lastwagenfahrten geben, erläuterte er, etwa, um einen 30-Tonnen-Bagger zur Baustelle zu transportieren.
Die Zufahrt für diese Lastwagen soll über die Nonnenholzstraße über eine enge Kehre im Bereich des Dreiländergartens und das Sohleck bis zum Hundesportverein erfolgen. Das Vorhaben muss noch von der Politik verabschiedet werden und ein Bewilligungsverfahren durchlaufen. Baubeginn wäre frühestens im vierten Quartal 2025, hieß es abschließend.