Schopfheim Pechvögel im Visier der Narren

Markgräfler Tagblatt

Bunter Buurefasnachtsumzug in Wiechs: Hästräger aus nah und fern und viel Lokalkolorit

Von Hans-Jürgen Hege

Schopfheim-Wiechs. Hohn und Spott waren den Wiechsern sicher, die sich im vergangenen Jahr ein wenig daneben benahmen, sich vielleicht ein wenig zu weit aus dem Fenster lehnten oder einfach nur Pech hatten, dass ihr Unglück jemand mitbekam, der den Schnabel nicht halten konnte. Ihre Erlebnisse wurden brühwarm den WiBuFa-Narren erzählt - und beim Umzug am gestrigen Sonntag waren sie so Zielscheibe spitzfindiger Wagenbauer.

Damit standen sie prompt im Fokus einer schadenfrohen Schar Zuschauer, die sich auf dem Buckel eingefunden hatte, um die letzten Züge der ausklingenden alemannischen Fasnacht bei nicht ganz so idealem Wetter noch einmal frohen Herzens zu genießen.

Hexen, Teufel und eine abenteuerliche Horde herrlich bunter Hästräger aus nah und fern zogen zuvor alle Register, um die Fangemeinde am Straßenrand zu begeistern. Mit dabei waren Zünfte und Cliquen aus Schopfheim, Wieslet, Präg, Titisee, Wagenstadt, Fahrnau, Dornstadt, Nordschwaben und Eimeldingen. Musikanten und Guggen gaben den Takt vor. Und traditionell mitten drin im Konfetti- und Bonbonregen tauchten noch einmal die Wagen auf, die beim Umzug in Schopfheim bereits für Furore gesorgt hatten.

Am Ende dann aber präsentierte die WiBuFa-Gesellschaft vor den Augen des Präsidenten der „Föderation Europäischer Narren“, Egon Schmid, die prächtigen Gefährte, auf denen die Schicksalsschläge von Pechvögeln aller Art bis ins kleinste Detail ausgespielt wurden. Wie etwa die verzweifelte Suche nach einer Abzweigdose, die nötig wurde, weil eine Türsprechanlage ausgefallen war und in einem Fiasko endete, weil nach 25 Löchern in Wänden immer noch nicht klar war, wo diese Dose zu finden war: „De gröschd Hänger voll mit Bauschutt“ sei zusammengekommen, erzählte Lothar Gisin am WiBuFa-Mikrofon grinsend und behauptete, dass die Suche in einem „Mordsloch in der Fassade“ mündete, das eine Sprechanlage eigentlich unnötig machte, weil man sich durch das Loch nach draußen auch ohne Elektrik bestens habe unterhalten können.

Auf einem der Wagen ärgerte sich ein Schütze maßlos über die „Technik“ einer drucklosen Patrone, die partout das Ziel nicht treffen wollte. Der Schütze zerlegte seine Flinte, nahm das Visier ins Visier, ölte den Lauf und fettete mehr sich selbst als sein Schießgewehr ein, bis ihm irgendwann endlich klar wurde, dass man „ohne rechte Druck uff de Flinte“ weder schießen noch heiraten sollte.

Einen weiteren Mitbürger ereilte das Schicksal während einer Tour durch Istanbul oder besser durch Pergamon. Den dortigen Glücksbrunnen hatten die Narren auf einem Wagen nachgebaut, um die Geschichte des Türkei-Reisenden zu erzählen, dem erzählt wurde, dass es Glück bringe, wenn er drei Münzen so in den Brunnen werfe, dass sie an exponierter Stelle liegen bleiben. Er versuchte sein Glück. Aber das verließ ihn recht schnell. Statt der Münzen landete der komplette Geldbeutel samt umfangreichem Inhalt in der Tiefe. Die Reiseleiterin wusste Rat, holte die Polizei, die mit einer Strickleiter erschien, um zu helfen. Sie schienen geübt zu sein. Jedenfalls durfte ein glückstrahlender Wiechser die unfreiwillige Wurfsendung unbeschädigt wieder in Empfang nehmen.

Dass drei Dinge nicht immer nur gut sind, musste ein anderer Wiechser leidvoll erfahren. Auf seiner privaten Baustelle im Eigenheim verfing sich zunächst die bessere Hälfte so heftig in einer Bockleiter, dass sie daraus mit einem Kettenzug befreit werden musste. Ein Bauhelfer wollte danach ein Loch in die Kellerdecke bohren, blieb mit dem Bohrer in der Armierung hängen und drehte am Bohrer gefühlte 200 Runden, ehe einer auf die Idee kam, den Stecker zu ziehen. Und schließlich haute der Bauherr das Beil in eine unter Druck stehende Schaumdose, die ihm daraufhin „Grütz un quer um d’Ohre g’floge“ sei.

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