^ Schopfheim: Ein Konzert voller Spannung und Entdeckungen - Schopfheim - Verlagshaus Jaumann

Schopfheim Ein Konzert voller Spannung und Entdeckungen

Gudrun Gehr
Zwei Chöre und ein Orchester begeisterten in der Schopfheimer Stadtkirche. Foto: /Gudrun Gehr

Der Motettenchor Lörrach, der Cantabile Chor Pratteln und das Akademische Orchester Basel luden in die evangelische Stadtkirche ein.

Unter dem Titel „Schicksal Mensch“ wurden von den beiden Chören und dem Orchester drei große – und wenig gehörte – hoch anspruchsvolle chorsinfonische Werke von Johannes Brahms, „Nänie“, „Gesang der Parzen“ und „Schicksalslied“ präsentiert. Bereits am Vortag erfolgte in der Martinskirche Basel das Konzert mit zahlreichen begeisterten Gästen. Hintergrund des Konzertprojekts sind die Feiern zum 30-jährigen Bestehen des Pratteler Chors Cantabile. Das Konzert in Schopfheim wurde bestens besucht, es füllten sich nahezu sämtliche Plätze.

Berührende Lesung

Eingeflochten in die grandiose und stimmgewaltige Darbietung des Gesamtchors mit rund 65 Aktiven wurde ein zum größten Teil erhaltener Briefwechsel zwischen dem Komponisten Johannes Brahms und seiner Seelenverwandten Clara Schumann. Diese war selbst Komponistin und Pianistin. Die Lesungen der Briefe erfolgten in eindrücklicher Weise von Wolfram Berger und Graziella Rossi. Brahms und Clara Schumann wurden als historische Personen durch den berührenden Vortrag ihres Gedankenaustausches wieder erlebbar gemacht, bei den Briefen handelte es sich um Dokumente einer tiefen Freundschaft.

Götter gehuldigt

Das Konzert startete mit dem Akademischen Orchester Basel unter Leitung von Iwan Wassilevski mit der „Akademischen Festouvertüre“ op. 80. Für eine Ehrung zum Ehrendoktor der Universität Breslau bedankte sich Brahms mit dieser Festouvertüre. Dieses Stück setzt sich aus einer Reihe bekannter Burschenschaftslieder zusammen, die in kunstvoller Weise zu einem kontrapunktischen Ganzen verarbeitet wurden. Die Breslauer Universität sollte hiermit in die Irre geführt werden. Es ist eine Hommage an das wilde Studentenleben. Weiter ging es mit dem „Gesang der Parzen“ op. 89 als letzte Komposition von Brahms für Chor und Orchester. Darin vertonte er einen Abschnitt von Johann Wolfgang von Goethes Drama „Iphigenie auf Tauris“. Hier wurde inhaltlich den entrückten römischen Göttinnen gehuldigt. Allerdings wurde die alleingelassene, dem Schicksal unterworfene Menschheit, mit dem ergreifenden Ruf „Es fürchte die Götter das Menschengeschlecht“ gegenübergestellt. Das weitere Werk „Nänie“ op. 82, das vom Dirigenten des Motettenchors, Joss Reinicke, geleitet wurde, vertont ein Gedicht Friedrich Schillers über die Vergänglichkeit. Das Werk bezeichnete den Trauergesang, der im antiken Rom die Leichenzüge begleitete. Die Begleitung des Orchesters verdeutlichte Seufzer, Schluchzer und Trauer. Dennoch erwies sich die Darbietung sanft, undramatisch und versöhnlich. Voll und beeindruckend war die Klangfülle. Das letzte Stück „Schicksalslied“ op. 54 war eine Vertonung eines Gedichtes von Friedrich Hölderlin und entstand in dessen Brief-Roman „Hyperion oder der Eremit in Griechenland“.

Der in der Stadtkirche mit ihrer guten Akustik voll ertönende Chor präsentierte beeindruckend die Ergriffenheit, Pracht, den Ernst und die Festlichkeit der Werke. Den Gästen wurde ein starkes, unvergessliches Konzert mit überzeugendem Chor und hervorragendem Orchester geboten. Dieses rundete das besondere Konzerterlebnis voller Spannung und Entdeckungen ab. Intensiver und jubelnder Beifall mit stehendem Applaus der Gäste war der Dank an die Akteure.

Das Konzert wurde von Iwan Wassilevski und Joss Reinicke geleitet, der Cantabile Chor Pratteln stand unter Leitung von Bernhard Dittmann.

  • Bewertung
    6

Umfrage

Bundeswehr

Braucht Deutschland wieder die allgemeine Wehrpflicht?

Ergebnis anzeigen
loading