Schopfheim „Ein europäischer Islam“ als Lösung

Markgräfler Tagblatt

Vortrag: Armin Zimmermann referierte über das christlich-muslimische Nigeria und die dortigen Konflikte

Schopfheim (eba) „Frieden zwischen den Religionen?“ – Lernen am christlich-muslimischen Beispiel Nigerias“ - dieses Beispiel wählten das Bildungswerk der Kirchengemeinde Mittleres Wiesental und die evangelische Erwachsenenbildung Hochrhein-Markgräflerland als Titel für die erste Veranstaltung ihres neuen Jahresprogramms.

Viel aktueller konnten die beiden Kooperationspartner mit ihrem Thema kaum sein, und dennoch standen die Geschehnisse der vergangenen Tage mit ihren vermeintlichen religiös- und kulturbedingten schlimmen Folggen nicht im Zentrum des Referenten.

Armin Zimmermann, Theologe und Agrarwissenschaftler aus Rheinfelden, war Leiter des Afrikateams der Basler Mission und verantwortete lange Jahre das Programm für Nigeria.

In einem ausführlichen Abriss skizzierte Zimmermann die Geschichte Nigerias, die sich schon seit über tausend Jahren im Norden des Landes unter islamischem Einfluss abspielte, während der Süden nie islamisch und in traditionelle, religiöse Königsstaaten aufgeteilt war. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts eroberten die Briten das Land, in ihrem Gefolge kamen christliche Missionare. Der Norden blieb islamisch, auch mit der Rechtssprechung der Scharia und primär landwirtschaftlicher Ausrichtung, der Süden christlich und mit typisch europäischer, industrieller Ausrichtung.

Schlagworte wie das Elend und der Krieg in Biafra, Militärputsche, die Verlegung der Hauptstadt - statt Lagos nun das zentralere Abuja - prägten die Jahrzehnte nach der 1960 erfolgten Unabhängigkeit dieses bevölkerungsreichsten Landes in Afrika. 80 Millionen Menschen und bei einer Geburtenrate von 5,3 Kindern in wenigen Jahrzehnten über der 500 Millionengrenze zeigten für den Referenten die dringende Notwendigkeit, die je etwa zu Hälfte dem Islam beziehungsweise dem Christentum sich zugehörig fühlenden Menschen für ein friedliches Miteinander zu gewinnen.

Da die Wirtschaft zu etwa 90 Prozent am Erdöl „hängt“, kommt für Zimmermann ein großer Anteil der gewaltsamen Auseinandersetzungen überwiegend aus den unterschiedlichen wirtschaftlichen Bedingungen beziehungsweise deren ungerechter Einnahmenaufteilung. Offiziell seit 1999 wieder eine Demokratie, säkular, mit garantierter Religionsfreiheit, zeigt sich jedoch am Wahlverhalten exakt entlang der Religionsgrenzen das große Konfliktpotential. Die Scharia zerstört zunehmend das lange Jahre gute Verhältnis zwischen Islam und Christentum. Hinzu kommen laut Zimmermann bei den Christen durch eher aggressiv auftretende, missionierende evangelikale Gruppen vor allem aus den USA und Südkorea weitere Spannungen.

Das Hauptproblem bildet jedoch der Terror der Boko Haram. Und damit setzte der Theologe auch den Ansatz für seine Vorstellung des „Lernens am Beispiel Nigerias“. Nur mit Gesprächen, Begegnungen und Veränderungen in der wirtschaftlichen und politischen Lage der Menschen könne eine Wende herbeigeführt und ein friedliches Miteinander erreicht werden. Genau in diese Richtung zielten alle Bemühungen der schon seit fast hundert Jahren existierenden „Kirche der Geschwister“, einer Friedenskirche und Partnerin der Basler Mission. Als Tipp für Europa sieht Armin Zimmermann die Schaffung eines europäischen Islams und weniger Bürokratie im Umgang mit Flüchtlingen – auch das lasse sich von Nigeria lernen.

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