Da die Wirtschaft zu etwa 90 Prozent am Erdöl „hängt“, kommt für Zimmermann ein großer Anteil der gewaltsamen Auseinandersetzungen überwiegend aus den unterschiedlichen wirtschaftlichen Bedingungen beziehungsweise deren ungerechter Einnahmenaufteilung. Offiziell seit 1999 wieder eine Demokratie, säkular, mit garantierter Religionsfreiheit, zeigt sich jedoch am Wahlverhalten exakt entlang der Religionsgrenzen das große Konfliktpotential. Die Scharia zerstört zunehmend das lange Jahre gute Verhältnis zwischen Islam und Christentum. Hinzu kommen laut Zimmermann bei den Christen durch eher aggressiv auftretende, missionierende evangelikale Gruppen vor allem aus den USA und Südkorea weitere Spannungen.
Das Hauptproblem bildet jedoch der Terror der Boko Haram. Und damit setzte der Theologe auch den Ansatz für seine Vorstellung des „Lernens am Beispiel Nigerias“. Nur mit Gesprächen, Begegnungen und Veränderungen in der wirtschaftlichen und politischen Lage der Menschen könne eine Wende herbeigeführt und ein friedliches Miteinander erreicht werden. Genau in diese Richtung zielten alle Bemühungen der schon seit fast hundert Jahren existierenden „Kirche der Geschwister“, einer Friedenskirche und Partnerin der Basler Mission. Als Tipp für Europa sieht Armin Zimmermann die Schaffung eines europäischen Islams und weniger Bürokratie im Umgang mit Flüchtlingen – auch das lasse sich von Nigeria lernen.