Schönau Deftige Märchenstunde der Narren

Markgräfler Tagblatt

Zunftabend: Schönauer Fasnächtler liefern mehrstündiges buntes Programm ab

Von Ines Bode

Synchrones Frosch-Ballett, saftige Witze, närrische Kritik an der Politik, ein reuevoller König Peter sowie ein Wolf, der tatsächlich die Großmutter verdrückte – so die Streiflichter des Zunftabends im „Buchenbrandnarrenlokal“.

Schönau. „Märchenwelt“ hieß die Devise, und ideenreich kostümiert erschien die Anhängerschar. Erst mit dem Zunftabend starte die schönste Zeit, rief Oberzunftmeisterin Johanna Tröndle in den Saal, um das pikante Motto „Au en große Pfurz isch oftmols churz“ zu filetieren. Vom Welt- und Bundesgeschehen hin zum örtlichen, etwa das neue Schwimmbad als beliebtes Thema des Abends. Bevor sie „Bürgerking“ Peter Schelshorn zwecks Schlüsselabgabe auf die Bühne zitierte, rieb sie ihm unter die Nase, dass die Wiedener eine „einheimische Emanze“ zur Ortschefin gewählt hätten, „die dritte Frau im GVV - dem Peter wirds flau“. Letztes Jahr habe er eine lose Zunge gehabt, so die Ozume, die ihrerseits Schuld abbaute, Häppchen anbot (kürzlich vermisst) und einen Liegestuhl aufstellen ließ („zum Nachdenken über Terminpannen“). Der Bürgermeister machte jeden Spaß mit, und hob wortreich zur Abbitte an. „Bösi Briefli han i kriegt us Dotnau hinteführe“, „gar Pfarrer Auguscht“ habe moniert, so Schelshorn, der einsah: „I war wohl z’scharf“.

Das Publikum johlte und lauschte sodann seiner „Märcheschtund“. Launig berichtete er vom Fernsehtag mit „a Ladig Märchesendige und a Ladig an Kost“.

Abwechslung brachten der Fanfarenzug und die Garde mit ihrem Narhalla-Marsch sowie der „Zwerg vom Berg“ als Landesfigur. Verkörpert von Klaus Karle, tat sich lautstarkes Gelächter auf, als er sich zu Rundgängen und -flügen äußerte, Lieder sang und kernige (Silikon-)Witze riss.

Viele Bastel– und Tanzstunden lagen hinter den „Minions“ alias „Gelbe Gefahr“ alias „Schellestüblerflösszug“. „Die komischen Unharmonischen“ kamen in instrumentaler Begleitung, Regent Simon Stiegeler ließ seine exzellente Singstimme erklingen und Talvogt Hannes Kohler richtete Kritik ans eigene Lager. Bald gebe es keinen Fasnachtssonntag mehr, klagte er, die Zunft sei zu faul zum Schaffen, das Volk ziehe nicht mit. Die Kinderfasnacht sei verlegt, der Preismaskenball beseitigt – „wir schaffen das alles ab“. Zudem erklang Zeller Musik beim Schönauer Narrenbaumstellen, so das Fazit der „ethischen Fasnachtskommission“.

Anschließend marschierte die Schönenberger Guggemusik ein. Krachen ließen es die „Chaibeloch Lärtschi“, die mit gelungener Einlage und stattlicher Anzahl beeindruckten.

Den ganzen Abend Dienst hatte das Moderatorenduo, zunächst Rotkäppchen (Vollwaise wegen Karies-Epidemie) und Großmutter, ersetzt von Rotkäppchen und dem bösen Wolf (Alexander Knobel, Axel Lais, Ulrich Schlageter). Sie widmeten sich „Vorgängen, die am Tisch sitzen“, scherzten, „sag deinem Gesicht, dass es jetzt Spaß hat“. Sie fabulierten sich eloquent durchs Programm, und bespaßten mit Themenreichtum, etwa mit völlig neuem „Sommermärchen“.

Im VW-Bus durchs Städtle pilgerten „Schera und d’Hannelore“, einen Parkplatz suchend (zum Urlaub machen). Die Wahl fiel auf den Pausenhof, als äußerst praktisch erkoren wegen der Mensa - teuer wie ein Einfamilienhaus. Kein Wunder, sah der Plan vor, „mit wenig Material eine große Bausumme hinzukriegen“.

Expansion sagten sie auch den Schwimmbadkosten nach, im Mai sei Eröffnung, weshalb Stadträte schon die Bikini-Figur trimmen. Die Ozume zeigte eingangs Bedenken, vier Millionen für den Bau, und kein Geld mehr fürs Wasser. Süffisant zerlegt wurden vom VW-Bus-Pärchen zudem Themen wie Fernwärme, Bio-Tonne und EWS-Blockheizkraft, um zur Jolle-Rhein-Fahrt dreier ortsbekannter „Redner“ (und Ruderer) zu schwenken.

Die Hymne „A Handvoll Heimat“, interpretiert von „Jo and friends“, kam derart an, dass das Quintett zur Zugabe genötigt wurde. „Das war die beste Nummer“, so ein angetanes NZ-Urgestein im Saal.

Viel zu sagen hatte Landesschau-Sprecher Peter Lais, der erschreckende Einblicke bot. NSA-Spionage gebe es auch in der Schönen Au, wo geheime Vorgänge aufgedeckt wurden – möglich durch Agent Hacker und dessen „IT Spalt-Axt“. Und wer wisse schon, was der „Jogi“ (mit Werbevertrag) mit der Cremedose vor dem Spiegel macht? Bilder der Aufklärung folgten prompt.

Der Blick hinter den Vorhang gab später einen strampelnden Peter Schelshorn in Fitnessmontur frei, der heimlich Energie für die EWS produziere. Wie es sich gehört endete das Programm lange nach Mitternacht.

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