Präsident erneut an der Front
Selenskyj inspizierte am Freitag die Fronten und Verteidigungsstellungen im Osten der Ukraine. Dabei besuchte er im Gebiet Donezk einen Kommandopunkt in der Nähe der umkämpften Stadt Tschassiw Jar. Er habe sich über die Lage unterrichten lassen, teilte er bei Telegram mit. Die Kleinstadt Tschassiw Jar gilt als nächstes Ziel der russischen Armee. Die Front verläuft wenige Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Tschassiw Jar liegt unweit der vor knapp einem Jahr von den Russen nach schweren Kämpfen eingenommenen Stadt Bachmut.
Zum Abschluss seiner Frontbesuche kam Selenskyj nach Dnipro. Dort erkundigte er sich ebenfalls über die Sicherheitslage und Schutzmaßnahmen für die kritische Infrastruktur der Großstadt. "Es ist sehr wichtig, dass alle, die jetzt Hilfe brauchen, diese auch erhalten", schrieb er auf Telegram. "Und wir arbeiten mit unseren Partnern daran, zusätzliche Luftabwehr-Systeme für die Ukraine bereitzustellen." Zuletzt war Dnipro mehrfach Ziel russischer Luft- und Raketenangriffe.
Moskau meldet Tote nach Drohnenattacken
Russland hat nach neuem Beschuss mit Drohnen von ukrainischer Seite den Tod von zwei Zivilisten in seinem grenznahen Gebiet Belgorod gemeldet. Eine Frau und ein Mann seien in einem Haus gestorben, das nach dem Einschlag eines Sprengsatzes in Brand geraten war, teilte der Gouverneur des Gebiets Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, bei Telegram mit. Im Gebiet Smolensk geriet nach dem Abschuss einer Drohne durch herabfallende Teile laut Behörden ein Kraftstofftank in Brand. In den Regionen Brjansk und Kaluga seien Energieanlagen beschädigt worden, hieß es.
Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums wurden 50 Drohnen in der Nacht zum Samstag abgefangen und vernichtet, es seien insgesamt acht Regionen betroffen gewesen. Allein im Gebiet Belgorod gab es demnach rund 26 Drohnenangriffe.
Die kremlnahe russische Zeitung "Iswestija" berichtete zudem über den Tod eines ihrer Kriegsreporter, der bei einem Drohnenangriff in der Kampfzone getötet worden sei. In der von russischen Truppen besetzten Großstadt Donezk starb laut Moskauer Staatsmedien der US-Amerikaner Russell Bentley, der dort auch für das Kremlmedium Sputnik im Einsatz gewesen sei. Darüber informierte die Chefredakteurin des für Sputnik zuständigen Staatssenders RT, Margarita Simonjan. Medien zufolge war der 64 Jahre alte Texaner, der auch die russische Staatsbürgerschaft hatte, von Besatzungseinheiten für einen Spion gehalten und verschleppt worden. Die Umstände seines Todes waren unklar.
Die Ukraine wiederum meldete russische Raketenangriffe. Dabei seien in den Städten Saporischschja und Odessa Infrastrukturobjekte beschädigt worden. Details wurden nicht genannt. Die ukrainischen Luftstreitkräfte teilten mit, dass zwei von sieben russischen Raketen abgeschossen worden seien.
Das wird am Samstag wichtig
Der US-Kongress will am Samstag nach monatelanger Blockade wegen interner Machtkämpfe der Republikaner möglicherweise über ein militärisches Hilfspaket für die Ukraine in Milliardenhöhen entscheiden. Kiew ist auf die Hilfe im Umfang von 61 Milliarden Dollar (57 Milliarden Euro) dringend angewiesen.