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Maulburg Vom Bachelor zum „Bachel“

Regine Ounas-Kräusel
Setzt sich mit Alltagsfragen auseinander: Die Kabarettistin Marianne Schätzle auf der Bühne im Dorfstübli. Foto:  

Kabarettistin Marianne Schätzel tritt im Dorfstübli auf und widmet sich den Herausforderungen des Alltags und spricht dabei dem Publikum aus der Seele.

In Jeans und über dem Bauch geknotetem Karohemd eilt sie zur Bühne und ist gleich mittendrin in den wichtigen Themen des Lebens: bei der Kindheit der Enkel heute und ihrer eigenen auf dem Bauernhof früher, bei den Tücken des Alterns, der Frage, ob Männer, die grillen auch kochen können und was Angela Merkel im Ruhestand macht.

„Indoor Kinder“

Der gemütliche Saal mit Theke und Holzfußboden war eng bestuhlt und so gut wie ausverkauft. Ihre Enkel, die ständig an Computer und Handy hängen, seien „Indoor Kinder“, stellte Marianne Schätzle fest und stimmte ein Lied zur Ukulele über die eigene „Outdoor“-Kindheit an: Stundenlang hätten sie Gummitwist gespielt und Spaß gehabt. Schon bald klatschten die Zuhörer mit.

Klettgauer Dialekt

Marianne Schätzle, bekannt aus dem Bayerischen Fernsehen und vor allem durch ihre eigenen Kabarettprogramme, kommentierte den alltäglichen Wahnsinn aus Sicht einer Frau, die im Dorf auf dem Bauernhof aufgewachsen ist: „Drei Generationen unter einem Dach – das prägt.“ Ihre Pointen kamen im Klettgauer Dialekt, bodenständig und direkt. Gnadenlos ehrlich widmete die Kabarettistin sich dem Thema „Altern“: Ihr „Füdle“, ihr früher knackiger Hintern, sei verschwunden, einfach weg, klagte sie und zog mit spitzen Fingern an ihrer Jeans. Sie bekomme Schwindel – einfach so, während das früher erst nach mindestens einer Flasche Wein passierte. Aber als „Minischderpräsident“ von Baden-Württemberg oder Präsident von Amerika, da habe sie noch Chancen. Lachen, Applaus.

Männer am Grill

Marianne Schätzle hatte auch Dauerthemen im Gepäck. Dazu gehörten die Männer, die unbedingt einen dreistöckigen Grill mit Smoker für mehr als tausend Euro brauchen, auf den sie dann das Aldi-Würstchen für 1,50 Euro legen. Bei Schätzles Pointen über die Männer am Grill und die unterschiedliche Art, wie Frauen und Männer ihr Auto parken, glucksten und lachten die Zuhörer.

Vermutlich erkannten sich die Meisten wieder. Als sich die Kabarettistin über die Männer mokierte, die gerne eine Grillmeister-Schürze tragen, denen die Frauen aber das Fleisch sortiert nach Garzeit anrichten müssen, lachten vor allem Frauen. Wenig Verständnis brachte Schätzle für veganes Grillgut auf und für die EU, die darüber streitet, ob eine Wurst, die nur so tut als ob, sich auch Wurst nennen darf. Marianne Schätzle, die auch als Angela-Merkel-Parodistin bekannt ist, gab auch davon eine Kostprobe. Mit rotem Jackett und Perücke erschien sie auf der Bühne.

Merkel-Parodistin

Die Hände zur Merkelraute geformt, philosophierte sie in leicht näselndem Hochdeutsch über das Schnecken fangen im eigenen Garten, über das Temperament von Kanzler Scholz und warnte unter Applaus: „Wenn die Ampel ausfällt, gilt rechts vor links.“ Als zum Schluss schon das Saallicht anging und begeisterter Applaus einsetzte, kam Marianne Schätzle nochmals auf die Bühne.

Wiedererkennungseffekt

Sie fragte, wer eigentlich den Wasserhahn reparieren soll, wenn keiner mehr ein Handwerk lernt? Der Wasseringenieur vielleicht? Warum wollen eigentlich alle studieren, wunderte sie sich. Wo doch im Wort „Bachelor“ das nicht nur freundlich gemeinte Dialektwort „Du Bachel“ steckt: „Früher war das doch kein Studium. Früher wurde man von der Gesellschaft dazu ernannt.“

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