Lörrach Zwischen Paradies und Eifersucht

Die Oberbadische

Liedernachmittag im Dreiländermuseum mit den Wiener Sängern Heidi Manser und Thomas Weinhappel

Von Jürgen Scharf

Lörrach. Auch kleine Dinge können uns entzücken: Schon das erste Lied aus dem Italienischen Liederbuch von Hugo Wolf gibt das Motto vor. Der Zuhörer wird auf die Musik, die kleine Form, die Miniaturen mit ihren Schlusspointen, vorbereitet. Der zweistündige große Liederzyklus hat viel Esprit und Ironie, wird allerdings sehr selten in Gänze aufgeführt. Weil er die Zuhörer überfordern könnte? Diese Skepsis hat der Liedernachmittag im Dreiländermuseum Lörrach weggefegt.

Die beiden Wiener Sänger, Heidi Manser und der in Lörrach immer wieder gern gehörte Thomas Weinhappel, konnten mit einer guten Wolf-Gestaltung überzeugen. Beide werden den Farb- und Stimmungslagen, aber auch dem ungemütlichen Humor und dem intellektuellen Manierismus in der Musik gerecht.

Der Zyklus verlockt ja gerade dazu, die Männer- und Frauenlieder im Wechsel gegenüberzustellen. Und so ergibt sich eine muntere Folge von Liebes-, Scherz- und parodistischen Streitliedern – ein etwas ungewöhnlicher Liederzyklus mit buffoneskem Grundton. Wie die beiden erfahrenen Bühnenkünstler diesen darstellen, das verstärkte die kleinen Spottgedichte noch durch ein angedeutetes Bühnengeschehen.

Textverständlich singen beide, was ja bei diesen Liedern, die auf Wortintensität Wert legen, wichtig ist. Ebenso präsentieren sie diese kurzen Gesänge bildhaft, mit Raffinement, feiner Nuancierung und – nicht ganz unwichtig – musikalischer Intelligenz.

Das reizende Mädchenlied „Du denkst mit einem Fädchen mich zu fangen“ mit der schnippischen Schlussbemerkung „ich bin verliebt, doch eben nicht in dich“, singt die Sopranistin Heidi Manser lieblich-launig. Auch wünscht sie sich ein „altes Männlein“ so um die 40 Jahre. Die Opernsängerin agiert mit Hingabe und Zuwendung, subtil changierenden Farben in den Stimmungswechseln, müheloser Höhe.

Bariton Thomas Weinhappel, einmal mehr in Bestform, gibt seiner Partnerin als verliebter Sänger Paroli, preist ihre Schönheit, singt von Paradieseswonnen, ist aber auch eifersüchtig. Sein sympathischer Vortrag und sein natürlicher Charme, mit dem er auch mit dem Publikum kokettiert, kommen an. Mit soviel Charakteristik dargeboten, erscheint die Musik lebendig und imaginativ. So verfliegt die Zeit bei dieser abwechslungsreichen Kollektion von 46 Liedern im Nu.

Man hat Weinhappel in dieser von Monica Rexrodt veranstalteten Konzertreihe auch schon als Opernsänger und Operetten-Bonvivant erlebt, aber nicht zum ersten Mal imponiert er als Lied-Bariton. Zwei Sänger in den Fußstapfen so kongenialer Wolf-Interpreten wie Elisabeth Schwarzkopf und Fischer-Dieskau.

Prägnant, fantasievoll und in bester Übereinstimmung war die Klavierbegleitung durch Istvan Bonyhadi. So hat das Raritätenprogramm zusätzlich gewonnen. Zudem holte der Pianist das Bestmögliche aus dem Museumsklavier heraus, etwa in „Wie lange war schon mein Verlangen“ mit dem komponierten Gag in dem stockenden Klaviernachspiel. Die letzten drei Lieder wollten die Interpreten als Zugabe verstanden wissen, darunter das neben dem Eröffnungslied wohl bekannteste, „Ich hab’ in Penna einen Liebsten wohnen“ – die dankbare Schlussnummer vieler Liederabende.

Umfrage

Deutschland Fans

Verfolgen Sie die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland?

Ergebnis anzeigen
loading