Lörrach Volkskunst – Ja oder Nein?

Die Oberbadische
Große Ausnahme für Volkskunst im Burghof: „Hannes und der Bürgermeister“ gastierten in Lörrach. Foto: © 2009 braig-productions Foto: Die Oberbadische

Stadträte wollen Burghof für andere Zielgruppen öffnen – auch für volkstümliche Kunst

Von Guido Neidinger

Lörrach. Immer häufiger ertönt der Ruf, den Burghof auch für andere Zielgruppen zu öffnen, zum Beispiel für volkstümliche Veranstaltungen. Am Rande der zweitägigen Klausur des Gemeinderats (wir berichteten) war das ebenfalls Thema.

Auch wenn volkstümliche Kultur im Burghof seit seiner Eröffnung im Jahr 1998 rar ist – ganz ohne ist er nicht. So gab es – noch unter der Regie von Helmut Bürgel – zwei Konzerte mit Freddy Quinn. Beide waren ausverkauft.

Das bekannte schwäbische Volkstheater „Hannes und der Bürgermeister“ gastierte ebenfalls bereits im Burghof. Auch für diese Abende sind – nicht nur in Lörrach – alle Tickets lange bevor sich der Vorhang öffnet, vergriffen

Ansonsten kommt volkstümliche Kultur im Burghof so gut wie nicht vor. Das ist nicht zufällig so. Sowohl Helmut Bürgel als auch sein Nachfolger Markus Muffler sehen im Burghof ein Kulturzentrum mit einem klaren Profil. Und dazu gehört volkstümliche Kultur nicht.

Immer häufiger aber wird das inzwischen in Frage gestellt. Der Wunsch aus der Bevölkerung, den Burghof auch für andere Zielgruppen zu öffnen, ist längst bei den Stadträten angekommen. Das wurde in der Klausur des Gemeinderats mehrfach deutlich.

Muffler will Diskussion über das Burghof-Programm nur intern

Burghof-Geschäftsführer Markus Muffler, der an der Tagung teilnahm, wehrte sich nicht grundsätzlich gegen eine Programm-Diskussion, allerdings nicht im Gemeinderat, sondern „nur in den burghofinternen Gremien“ – wie er sich ausrückte. Gemeint war damit vor allem der Aufsichtsrat, in dem auch Vertreter des Gemeinderats sitzen, ebenso wie Kultur-Experten.

Die von uns befragten Vertreter der Gemeinderatsfraktionen sehen das weitgehend anders. Der Tenor lautete, dass die grundsätzliche Ausrichtung des Burghofs auch innerhalb des Gemeinderats geführt werden sollte – also in dem Gremium, das von den Bürgern mit der Wahrung ihrer Interessen beauftragt wurde.

„Rein persönlich finde ich, dass der Burghof sich mehr für volkstümliche Kultur öffnen sollte“, erklärte Petra Höfler (CDU). „Dadurch können Menschen angesprochen werden, die noch nie im Burghof waren“, führte sie aus. Man müsse konstatieren, dass Lörrach nicht mehrere große Kulturhäuser habe, und der Burghof sich deshalb nicht auf ein reines Spartenprogramm zurückziehen dürfe.

Grundsätzlich muss nach den Worten von Günter Schlecht (SPD) „nach fast 20 Jahren Burghof über die konzeptionelle Weiterentwicklung diskutiert und das derzeitige Programm hinterfragt werden“. In eine solche Diskussion müssen seiner Meinung nach „die Wünsche der Gesamtbevölkerung einbezogen werden“.

Gerd Wernthaler (Grüne) sieht ebenfalls Handlungsbedarf und hat bereits eine Strategie. „Wir brauchen einen klaren Leistungskatalog. Der fehlt uns.“ Seine Fraktion sei bereits dabei, einen solchen zu formulieren. Wichtig sei den Grünen die Einbindung regionaler Künstler, heimischer Chöre und Theatergruppen. „Populäre Kultur muss nicht schlecht sein, und der Burghof muss für alle Lörracher da sein“, betonte Wernthaler. Er verwies darauf, dass alle Steuerzahler das Haus mit mehr als zwei Millionen Euro pro Jahr unterstützen. (Anmerkung: 1,3 Millionen Euro fließen in die Subvention des Programms, 800 000 Euro in die Gebäudeunterhaltung).

Der Gemeinderat muss sich laut Wernthaler „vor einer Einmischung ins Programm hüten, aber die Diskussion über die allgemeine Ausrichtung des Burghofs muss möglich sein.“

Oberbürgermeister Jörg Lutz hat ebenfalls einen wachsenden Druck aus der Bevölkerung erkannt, den Burghof für andere Zielgruppen zu öffnen und bezeichnet „einen guten Programmmix“ als wünschenswert. Das Stadtoberhaupt will die künftige Ausrichtung des Burghofs zunächst im Aufsichtsrat diskutieren lassen, in dem auch Kultur-Fachleute sitzen würden. Der Aufsichtsrat solle dem Gemeinderat dann Empfehlungen an die Hand geben, auf deren Basis dieser diskutieren könne.

Burghof-Geschäftsführer Markus Muffler war gestern nicht für eine Stellungnahme erreichbar (wir berichten noch).

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