Lörrach Polizei verzeichnet einen Anstieg der Straftaten

Bernhard Konrad
Andreas Nagy mit Jürgen Bäuml (l.) und Sebastian Feucht (r.) Foto: Bernhard Konrad

Ein genauerer Blick auf die Kriminalstatistik 2023 belegt indes, dass sich die Zahlen für Lörrach in vielen Fällen auf dem Vor-Corona-Niveau bewegen. Sehr markant ist der Anstieg bei der Diebstahlkriminalität – aber auch die Aufklärungsquote wurde erhöht.

In der Gesamtbetrachtung der Daten sei auch die hohe Zahl der Flüchtlinge relevant. Jeder Flüchtling ohne Aufenthaltsgenehmigung sei rein rechtlich illegal eingewandert: Er habe damit eine Straftat begangen, die in die Statistik einfließt, obgleich damit kein krimineller Akt verbunden ist, erläuterte Revierleiter Andreas Nagy beim Mediengespräch am Dienstag. Ohne diese 493 Fälle würde sich die Anzahl der Straftaten in der großen Kreisstadt mit von 4172 eher knapp unter dem Vor-Corona-Niveau bewegen.

Die Ladendiebstähle

Unterdessen liegt die Aufklärungsquote mit 68,2 Prozent klar über dem Zehn-Jahres-Schnitt von 63,9 Prozent. Dieser Sprung ergibt sich unter anderem aus dem Plus bei Ladendiebstählen (von 386 auf 590): Bei dieser Deliktgruppe können vergleichsweise viele Fälle aufgeklärt werden.

Eine Ursache für die Zunahme der Ladendiebstähle sei womöglich, dass das Einzelhandelsangebot in Lörrach mit der Belebung des LÖ nochmals gewachsen ist, so der Revierleiter.

Besorgniserregend sei, dass immer mehr Jugendliche – übrigens mehr Mädchen als Jungs – , aber auch Kinder in in diesem Zusammenhang auffällig werden, sagte Nagy.

Die Einbrüche

Im Vergleich zum Jahr 2022 ist die Zahl der Wohnungseinbrüche in Lörrach von 23 auf 43 gestiegen. Dennoch bewegt sich das Niveau noch deutlich unter den Zahlen aus der Mitte des Jahrzehnts: 2016 und 2017 wurden jeweils knapp 90 Einbrüche registriert.

Die Fahrraddiebstähle

Fahrraddiebstähle liegen mit 358 deutlich über dem Zehn-Jahres-Schnitt (316). Gelegenheitsdiebe spielen dabei ebenso eine Rolle wie die kriminellen Aktivitäten hoch professioneller Banden, die es mehr und mehr auf teure E-Bikes abgesehen haben. Die Nachverfolgung von Fällen belege, dass Kriminelle nach wie vor auch aus dem nahen Frankreich nach Lörrach kommen, die gestohlenen Räder rasch über die Grenze schaffen und schließlich vom Nachbarland aus nach Osteuropa transportieren, erläuterte Sebastian Feucht, Leiter des Bezirksdienstes. Die Schadenssumme ist noch immer hoch: über 600 000 Euro. Und: Offenbar würden immer weniger Räder abgeschlossen, ergänzte Nagy.

Die Straßenkriminalität

Moderat zugenommen hat die Straßenkriminalität. Die Fälle von gefährlicher Körperverletzung (104) erreichte jedoch einen neuen Höchststand seit 2014. Besonders auffällig bei den Gewalttaten: die Zunahme der „Partnergewalt“ von 74 auf 105 Fälle im Stadtgebiet. Auch die Gewalt gegen Polizeibeamte nahm zu – und zwar vom Widerstand bis hin zum tätlichen Angriff.

Die Situation auf dem Bahnhofs- und Egon-Hugenschmidt-Platz habe sich im Grundsatz nicht verändert, sagte der Revierleiter. Richtig sei, dass sich dort „bestimmte Gruppen“ aufhalten. Diese beschäftigen insbesondere den Einzelhandel – sie verunsichern gelegentlich aber auch Bürger.

Gleichwohl werde der Bereich nicht als „gefährlicher Ort“ eingestuft – das gäben die Daten einfach nicht her, versicherte Nagy.

Betrügerische Anrufe

Aktivitäten wie etwa betrügerische Anrufe bewegten sich in der Summe auf gleichbleibendem Niveau. Im Zehn-Jahres-Mittel betrachtet, war die Aufklärungsarbeit der Polizei erfolgreich. Aber noch immer fallen Senioren auf den Enkeltrickbetrug oder den „falschen Polizisten“ am Telefon herein – wobei die Täter zusehends raffinierter vorgehen. Die registrierte Schadenshöhe durch Telefonbetrug bezifferte Nagy im Jahr 2023 auf insgesamt rund drei Millionen Euro.

Unterdessen ist die Menge der Rauschgiftdelikte mit 309 leicht gestiegen. Künftig wird sich dieses Bild durch die Legalisierung des Cannabis-Kosums verändern.

Die Kriminalstatistik

Die Polizeiliche Kriminalstatistik treffe ausschließlich Aussagen über bekannt gewordene Straftaten und ermittelte Tatverdächtige. Sie sei somit kein präzises Abbild der Kriminalitätslage, sondern stelle „eine stark angenäherte Situation“ dar. Sie könne jedoch keine Aussagen über das Dunkelfeld der Kriminalität in Lörrach tätigen, erklärte Nagy.

Weitere Entwicklungen

Insgesamt, so der Revierleiter, belegten die Zahlen die Verstetigung verschiedener Entwicklungen: etwa die steigende Zahl an Einsätzen wegen psychisch auffälligen Personen, die Zunahme von gemeldeten Ruhestörungen und eine erhöhte Bereitschaft in der Bevölkerung, Anzeige zu erstatten. Dies nicht zuletzt auch darum, weil Bürger mehr und mehr die Gelegenheit nutzten, andere online anzuzeigen.

Der Personalstand bewege sich im Revier Lörrach bei rund 80 Prozent – das heißt: Es fehlt rund 20 Prozent Personal. Gleichwohl wolle er mit Fußstreifen auch weiterhin verlässliche Zeichen polizeilicher Präsenz in der Stadt setzen, sagte Nagy.

Die Verkehrsstatistik

Die Präsentation der Verkehrsstatistik durch den stellvertretenden Revierleiter Jürgen Bäuml belegt, dass die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle in Lörrach mit 1217 nahezu gleich geblieben ist. Indes kamen weniger Menschen zu Schaden (-36). Dagegen stieg die Zahl der Unfallfluchten.

Unfallschwerpunkte in Lörrach waren die Kreuzung Hasenloch und die Kreuzung am Bahnübergang Schiller-/Brühl-/Zeppelinstraße (wir berichten noch ausführlich).

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