Lörrach Lionel live für alle Lebenslagen

Die Oberbadische
Topfit und stimmlich ganz auf der Höhe präsentierte Pop-Legende Lionel Richie beim Stimmenfestival all seine großen Hits – inklusive Schmuse-Songs am Piano.                                                                            Fotos: Kristoff Meller Foto: Die Oberbadische

Beste Partystimmung mit einem gut gelaunten Lionel Richie zum Auftakt der Marktplatzkonzerte

Von Gabriele Hauger

Lörrach. „All night long“ – die ganze Sommernacht hindurch hätten die beiden Tanzpaare sich wohl noch weiter auf dem Marktplatz zu diesem Ohrwurm drehen können. Die Mitdreißiger und „Silver Ager“ wurden gleichermaßen mitgerissen von den Live-Qualitäten des bestens aufgelegten Lionel Richie wie der Rest der knapp 5000, die sich vor wieder einmal prächtiger Kulisse auf dem Platz tummelten.

65, schlank, weil täglich trainierend, natürlich ganz in Schwarz, dazu der charakteristische schmale Schnauz, den heute eigentlich keiner mehr trägt: Pop-Ikone Lionel Richie ziert sich nicht lange, sondern stürmt zum wirkungsvoll Echo-unterlegten Hit „Hello“ energiegeladen auf die Bühne. Bemerkenswert, wie gut Band und Stimme rüberkommen, in all den vielen Hits aus seinen Commodores-Zeiten bis heute. Da hat sich der Soundcheck am Nachmittag gelohnt! Die Songs klingen noch genauso, wie wir sie in Erinnerung haben.

Für viele im Publikum ist Lionel Richie wie ein Lieblingsgericht aus Kindertagen, das immer noch lecker schmeckt und nicht durch ungewohnte Geschmacksnuancen irritiert. Da gibt es Songs, die einst umständlich bei der SWF3-Hitparade auf Kassette – ja, liebe Smartphone-Generation, das gab’s tatsächlich – aufgenommen wurden. Erinnerungen an den ersten Stehblues werden wach. Und Gute-Laune-Hits wie „Dancing on a ceiling“ aus den 80ern lassen auch heute noch quer durch alle Altersklassen die Hüften schwingen. Pop-Star Richie weiß das und schöpft aus seiner mittlerweile über 30-jährigen Popularität so manch kleine Anekdote sowie den „running gag“ mit dem Verweis auf die oben erwähnte Kassetten-Zeit.

Überhaupt liegt ihm das spontane Plaudern. Völlig unarrogant für einen internationalen Top-Star, der neben fünf Grammys sogar einen Oscar Zuhause im Regal stehen hat, geht er auf die Situation vor Ort ein. Zur Freude der stehenden oder tanzenden Masse nimmt er das sitzende und essende Publikum im „Wilden Mann“ aufs Korn. Nein, so was hat er in seiner ganzen Karriere noch nie erlebt, dass einer gemütlich kauend sein Konzert verfolgt!

Humor hat er – und sichtlich Spaß an Musik und Show. Da wird nichts routinemäßig abgespult. Richie sowie seine Bandmitglieder geben alles, so dass der Schweiß fließt. „Oh, bin ich alt“, stöhnt der Sänger, natürlich nicht ganz ernst gemeint, fährt sich mit dem Handtuch übers tropfnasse Gesicht und setzt sich an den schwarz glänzenden Flügel.

Ein ums andere Mal beweist er in seiner wohldosierten Programm-Mischung, dass er tanzbaren Rhythmus liebt, aber auch völlig zu Recht als Meister des Schmuse-Songs gilt. Das eingangs angespielte „Hello“, „You are so beautiful“, „Say You, Say me“, „Stuck on You“ – dieser eingängige Kuschelpop wirkt, wie sich an verklärten Blicken und knutschenden Paaren unschwer erkennen lässt.

Das Gras ist grün, du bist verliebt, du willst es jedem mitteilen – an solchen Tagen entstehen seine Liebeslieder verrät Richie mit einem Schuss Selbstironie. Und, dass ihn ein Trinkspruch seines Vaters auf seine Mutter zum wunderbar süffigen „Three Times A Lady“ inspiriert hat.

Musikalische Experimente bleiben weitgehend aus. Hier mal ein fettes Saxofon-Solo, dort eine Reggae-Interpretation von „Easy“ – das Publikum bekommt, was es will und weiß dies zu schätzen. Von an Disco-Nächte erinnernde Rhythmen à la „Destiny“ bis hin zu einer Kurz-Version von „Endless love“, das er einst im schmelzenden Duett mit Diana Ross gesungen hat: Ein Richie-Song findet sich für jede Lebenslage.

Angenehm, dass der Singer Song-Writer, der – wie er in einem Interview verrät – sein Seelengepäck lieber auf dem Dachboden lässt – auf das übliche Zugaben-Ritual bittender Zuschauer verzichtet. Satte zwei Stunden gibt er sein Bestes, wagt Hüftschwünge und bietet zum Abschluss, jetzt im weißen Sakko, einen weiteren seiner vielen Klassiker: Mit Michael Jackson schrieb er „We are the world“, das er in Lörrach mit Unterstützungvon regionalem Chor und der stimmgewaltigen und temperamentvollen südafrikanischen Vorgruppen-Sängerin Nomfusi präsentiert. Mitsingen kann da jeder. Und verwundert reibt man sich die Augen, dass dieser eigentlich reichlich penetrante Hit tatsächlich schon 30 Jahre alt ist. So mancher im Publikum ist mit den Richie-Songs älter geworden. Angesichts der Vitalität und Qualität von Lionel Richies Auftritt lässt sich das doch mit Fassung tragen!

FOTOGALERIE Weitere Fotos unter www.dieoberbadische.de

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