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Lörrach – Evangelisches Altenwerk Was das größte Lörracher Seniorenheim meistern muss

Marco Fraune
Die Vorstandsmitglieder Martin Strittmatter (l.) und Jochen Hug wollen das Evangelische Altenwerk in die Zukunft führen. Foto: Marco Fraune

Der Wettbewerb mit der Schweiz um Fachkräfte, die Energiekosten und eine Schwarze Null: Die Vorstandsspitze des Evangelischen Altenwerks schildert, was schon erreicht wurde und welche Aufgaben anstehen.

Genügend Personal hat Vorstandsmitglied Martin Strittmatter im Team. Insgesamt beschäftigt das Altenwerk 220 Mitarbeiter, wobei es 160 Vollzeitäquivalente sind. Im Schnitt bleiben diese der Einrichtung etwa 15 Jahre erhalten, freut er sich über eine hohe Betriebstreue. Eine große Abwanderung in die Schweiz lag zuletzt auch nicht vor, zwei Mitarbeiter seien sogar von dort zurückgekommen.

Denn allzu schlecht würden die Pflegefachkräfte auch nicht bezahlt, nach drei Jahren Lehre und mit Wochenenddiensten belaufe sich das Gehalt immerhin auf 50 000 Euro pro Jahr, die Tarifanpassungen waren in den Vorjahren deutlich. „Mit examiniertem Personal werden wir aber langfristig Probleme bekommen“, weiß Strittmatter um das Ausscheiden von Babyboomern aus dem Arbeitsmarkt und die allgemeine demografische Entwicklung. Stand jetzt könnte er zwar mehr Mitarbeiter einstellen, doch der Betrieb laufe soweit rund.

Ausbildung zentral

Angesichts der Perspektive setzt der Träger des Margaretenheims sowie Betreiber von drei Servicewohnungen, einer Sozialstation, einer Großküche, einer Tagespflege sowie eines Cafés auf die Ausbildung von Nachwuchskräften. Zehn Azubis sowie ein DHBW-Student sind aktuell an Bord. „Wir würden gerne noch mehr ausbilden, da wir darin die große Chance sehen, langfristig gute Mitarbeiter zu haben“, sagt der Vorstand. Dass allgemein die Ausbildung generalisierter läuft, also zur Pflegefachkraft ausgebildet wird, habe zugleich nicht nur positive Aspekte. Ein Punkt: Diese ist auch in der Schweiz anerkannt.

107 vollstationäre Pflegeplätze gibt es im Margaretenheim im Lörrach. Foto: Marco Fraune

Punkten könne seine Einrichtung auf unterschiedlichen Ebenen. Es gibt mehr Urlaub als auf Schweizer Seite, eine gesetzliche statt eine teurere private Versicherung greife, auch Teilzeitmöglichkeiten und Elternzeiten bestünden. Gleichzeitig weiß die Unternehmensführung darum, dass die Betreuungszeit für Mitarbeiter-Kinder schwierig ist, da Dienstbeginn auch 6.30 Uhr ist.

Länger daheim

Wie viel Personal jeweils benötigt wird, hängt vom Pflegegrad ab. In den zurückliegenden Jahren stieg dieser bei neu aufgenommenen Bewohnern, da länger eine Pflege in den eigenen vier Wänden erfolgt. Das Evangelische Altenwerk macht dies als „Komplexträger“ mit möglich. Eine Vita wird daher vom Menümobil, der Tagespflege, dem häuslichen Pflegedienst bis hin zum Servicewohnen oder dem Margaretenheim fortgesetzt. So können die Experten die betroffenen Menschen beraten – auch die Angehörigen.

Geld für Investitionen

Direkt ins Margaretenheim zu ziehen, ist angesichts einer Belegungsquote von 99 bis 100 Prozent schwer möglich, weiß Strittmatter. Es gebe zwar Wartelisten, doch wenn Bedarf besteht, würden sich die Betroffenen ein anderes Pflegeheim suchen. Danach gebe es nur ganz wenige Umzüge innerhalb der Pflegelandschaft. Wie berichtet, plant das Evangelische Altenwerk noch eine weitere Pflegeeinrichtung auf dem Karl-Herbster-Platz.

Das Geld dafür muss aber erwirtschaftet werden, womit Jochen Hug als Finanzvorstand gefragt ist. Im vergangenen Jahr konnte der Umsatz um vier Prozent auf gut 13 Millionen Euro gesteigert werden. „Den Jahresüberschuss benötigen wir, um den Investitionsstau zu beseitigen.“ Der Anteil der Personalkosten beträgt 75 Prozent. Zuletzt gab es aufgrund von Tarifabschlüssen eine Kostensteigerung von 6,2 Prozent. Die Sachkosten stiegen um drei Prozent.

Aufgrund langfristiger Energielieferverträge machte sich die deutschlandweit hohe Energiekosten-Verteuerung nicht bemerkbar. 2024 werden es laut Hug wohl plus 22 Prozent. In diesem Jahr geplante energetische Maßnahmen sollen hier gegensteuern helfen. Neue Technik und neue Aufzüge zählen auch dazu. Ein Anschluss ans Fernwärmenetz ist für 2025 ins Auge gefasst. Dieser erfolge dann aber nicht über den Aichele-Knoten, sondern vom KBC-Areal aus. Für alle Immobilien hat das Altenwerk im Vorjahr 430 000 Euro bezahlt. Eine Krux zeigt der Finanzvorstand zugleich auf: Betriebsnotwendige Kosten bekommt das Altenwerk ersetzt. „Wenn wir Kosten senken, haben wir die Investition selbst zu tragen.“

„Wollen wachsen“

Insgesamt will das Evangelische Altenwerk mit den anstehenden Planungen für eine neue Servicewohnanlage in der Umgebung, einem möglichen neuen Seniorenheim am Karl-Herbster-Platz oder auch den fest vorgesehenen zwei Pflege-WGs in der Neuen Mitte Nordstadt den Weg in die Zukunft bestreiten. Strittmatter: „Wir wollen noch wachsen.“ Eine große Herausforderung sei dabei das einzusetzende Personal.

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