Häg-Ehrsberg Landwirte setzen auf Veränderungen

Karl-Heinz Rümmele
Die Infoveranstaltung „Bauern und Verbraucher“ war im Vereinsheim des Musikvereins Rohmatt gut besucht. Foto: Karl-Heinz Rümmele

Bauern und Verbraucher informieren sich über aktuelle Themen der Landwirtschaft. Es herrscht Unzufriedenheit.

Die im Dezember angekündigte Streichung der Agrardieselentlastung und die Erhebung von Kfz-Steuern auf landwirtschaftliche Fahrzeuge durch die Bundesregierung war der Tropfen, welcher das Fass bei den Bauern zum Überlaufen gebracht hat. Seit dieser Zeit kämpfen die Bauern für mehr Wertschätzung und mehr Wertschöpfung zur Stärkung der heimischen Landwirtschaft, um die gesicherte Lebensmittelversorgung in Deutschland zu erhalten.

Die Landwirte Thomas Frenk aus Nonnenweier am Oberrhein (Landessprecher der Freien Bauern) und Christian Coenen aus Philippsburg (Vorsitzender Land schafft Verbindung BW) informierten die zahlreichen Bauern und Verbraucher im Vereinsheim des Musikvereins Rohmatt über sich sowie über die gemeinsamen Forderungen der beiden Interessenvertretungen bäuerlicher Familienbetriebe in Deutschland.

Der Zehn-Punkte-Katalog

Mit einer gemeinsamen Initiative wollen beide die Bundesregierung zu Zugeständnissen bewegen. In einem Zehn-Punkte-Katalog fordern die Organisationen Verbesserungen für den Berufsstand, um den landwirtschaftlichen Betrieben künftig mehr Wertschöpfung zu ermöglichen, etwa durch die Entflechtung der Monopole in Lebensmitteleinzelhandel und Lebensmittelindustrie, den Abbruch der Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten und Chile, das Auslaufen der Zollfreiheit für ukrainische Agrarprodukte und eine für den Verbraucher transparente Herkunftsbezeichnung auf allen Lebensmitteln.

Die Diskussion

Während einer offenen Diskussionsrunde beschäftigten die Landwirte und Verbraucher aus dem Publikum zum einen die vielen Vorschriften, die den Landwirten einen enormen bürokratischen Aufwand abverlangen, aber auch zu überdimensionalen Investitionen führen. Ein Beispiel war die neue Gülleverordnung, die ab 2025 umgesetzt werden muss. Frenk und Coenen sind hier skeptisch.

Die geforderte Schleppschuhtechnik sei zum einen vor allem für Bergbauern (Höhenlandwirtschaft) nicht anwendbar, zum anderen erfordere sie größere Güllefässer und gegebenenfalls größere Schlepper (Zugmaschinen). Frenk berichtete über kostengünstige Möglichkeiten, die Ammoniakemissionen bei der Ausbringung der Gülle zu reduzieren, zum Beispiel eine vorherige Behandlung der Gülle mit Schwefelsäure. Diese Technik sei in anderen Ländern etabliert, findet aber in Deutschland nur vereinzelt Anwendung. Coenen forderte effektiven Bürokratieabbau, denn keiner anderen Berufsgruppe würden so viele Vorschriften gemacht wie den Landwirten.

Der Konsument

Weiterhin macht man sich Sorgen über das Konsumverhalten der Verbraucher. Die beiden Organisationen fordern ein Verbot von Gentechnik und Laborfleisch und aller patentierten Verfahren, mit denen die Konzerne die Produktion unter ihre Kontrolle bringen wollen. Frenk und Coenen appellierten an die Verbraucher. Diese seien angehalten, regional einzukaufen und dadurch ein Zeichen gegen Konzerne zu setzen. Viele Landwirte bieten durch Hofläden, Wochenmärkte oder andere Wege die direkte Vermarktung ihrer Produkte an.

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