Eimeldingen „Ich habe meinen Weg gefunden“

Siegfried Feuchter
Asad Ahmadi, der mit seiner Familie vor zehn Jahren nach Eimeldingen kam, ist hier inzwischen bestens integriert. Foto: Siegfried Feuchter

Er war der erste Flüchtling, der 2014 zusammen mit seiner Frau und drei kleinen Kindern nach Eimeldingen kam: Asad Ahmadi aus Afghanistan. Heute ist der 38-Jährige bestens integriert, hat eine feste Arbeitsstelle und fühlt sich wohl in der Gemeinde.

Asad Ahmadi, der Business Administration studiert hatte und in Kabul bei den internationalen Firmen Hapag Loyd und Motorola arbeitete, sah für sich und seine Familie keine Zunkunft mehr in Afghanistan. Denn die Taliban machten vor allem auch den Menschen das Leben schwer, die für westliche Firmen tätig waren, schildert der 38-Jährige im Gespräch mit unserer Zeitung seine Beweggründe für den Weggang aus dem Land am Hindukusch. Afghanistan ist seit vielen Jahren von Konflikten, Vertreibungen und Armut geprägt, und seit die Taliban 2021 wieder die Macht übernommen haben, mehr denn je.

Mit seiner Frau sowie den heute zwölf Jahre alten Zwillingen Sara und Marwah und dem heute elf Jahre alten Sohn Edriss kam Asad Ahmadi vor knapp zehn Jahren in die Bundesrepublik – ohne jegliche Deutschkenntnisse. Zunächst lebte die Familie kurze Zeit in Rheinfelden, ehe Eimeldingen ihr neuer Wohnort wurde. Und dies bezeichnet er rückblickend als Glücksfall.

Glücksfall Eimeldingen

„Die Anfangszeit war nicht einfach“, erzählt der 38-Jährige, da er zunächst keine Aufenthaltserlaubnis hatte und nur per Gericht eine Abschiebung verhindern konnte. Drei Jahre lang durfte er weder einen Sprachkurs besuchen noch eine Arbeit annehmen. Trotzdem resignierte er nicht und legte seine Hände nicht in den Schoß. Im Gegenteil. Er kämpfte sich durch, kaufte sich Bücher, um zunächst auf eigene Faust die deutsche Sprache zu lernen. Als die Familie Ahmadi 2017 die ersehnte Aufenthaltsbewilligung erhielt, war sie erleichtert. Jetzt konnte sie im neuen Land Fuß fassen.

Helferkreis als Stütze

Eine wichtige Stütze war dabei der Helferkreis in Eimeldingen mit deren engagierter Koordinatorin Doris Weirich. Hier fand Asad Ahmadi, dessen Eltern und vier weitere Brüder weiterhin in Afghanistan leben, während zwei Brüder mit ihren Familien ebenfalls in Deutschland ein neues Zuhause gefunden haben, schnell Anschluss und Kontakte. Dies förderte die Integration maßgeblich. Noch heute besucht der 38-Jährige mit seinen Kindern Kaffeenachmittage des Helferkreises. Dabei hat er schon des Öfteren Keyboard gespielt und dazu gesungen.

Asad Ahmadi ist ein Musterbeispiel für Integration. Er spricht inzwischen gut Deutsch. Er hat unter anderem den Sprachkurs B2 absolviert und arbeitete ein Jahr als Pflegehelfer im Kreiskrankenhaus, ehe er 2018 zur Firma Hieber ging und eine Ausbildung zum Verkäufer machte. Noch heute ist er im Binzener Markt in der Getränkeabteilung tätig.

In seiner Freizeit engagierte sich Ahmadi in der Freiwilligen Feuerwehr und ließ sich zum Feuerwehrmann ausbilden. Allerdings musste er, wie er bedauernd feststellt, diese Tätigkeit wegen seines Schichtdienstes aufgeben, weil er dadurch die notwendigen Weiterbildungen nicht absolvieren konnte. Auch im Volleyballverein war er aktiv, knüpfte auch zahlreiche Kontakte zu Eimeldingern, von denen einige ihm bei der Wohnungsrenovierung geholfen hätten, wie er dankbar feststellt. Mit seinen Kindern, die sein ganzer Stolz sind, unternimmt er viel.

Die Lage in Afghanistan bezeichnet er seit der Machtübernahme durch die Taliban als sehr schwierig, vor allem für Frauen. Mit den Eltern und Brüdern steht er noch in regelmäßigem Kontakt per Whats–App und Telefon, hat sie allerdings seit seiner Flucht vor fast zehn Jahren nicht mehr gesehen.

Asad Ahmadi spielt in seiner Freizeit nicht nur Keyboard, sondern kocht auch gern afghanische Gerichte wie zum Beispiel Kabuli Palau. Das ist gedämpfter Reis, gemischt mit karamellisierten Karotten und Rosinen sowie mit mariniertem Lammfleisch.

„Ich fühle mich in Eimeldingen sehr wohl, die Gemeinde ist mir zur neuen Heimat geworden“, betont der 38-Jährige, für den eine Rückkehr nach Afghanistan unter den gegebenen Verhältnissen nicht mehr in Frage kommt.

  • Bewertung
    3

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading