Basel Brücken schlagen

Die Oberbadische
Foto: zVg/Uni Basel Foto: Die Oberbadische

Pilotprojekt: Universität Basel öffnet Tore für Flüchtlinge

Von Michael Werndorff

Damit Flüchtlinge einen einfacheren Zugang zur Hochschule erhalten, haben Studenten der Uni Basel jetzt die Initiative ergriffen: Mit dem Projekt „Offener Hörsaal“ sollen Migranten mit akademischem Hintergrund im Rahmen des Gasthörerprogramms an Veranstaltungen teilnehmen können.

Basel. Die Zahl der Flüchtlinge im Asylverfahren ist dieses Jahr in der Schweiz um 20 Prozent gestiegen. Laut einer Studie des Staatssekretariats für Wirtschaft verfügt rund jeder zehnte Flüchtling in der Schweiz über einen Mittelschul- oder Hochschulabschluss, dennoch gibt es in der Alpenrepublik so gut wie keine eingeschriebenen Asylsuchenden – das wollen die Studenten Darius Savelsberg, Jakob Merane, Jana Schiendorfer, Livia Büchler, Stefan Donati und Tim Harder nun ändern. Unterstützung erfahren sie dabei von vielen Dozenten und Fachgruppen der Uni Basel. „Weiter hilft uns die Fachstelle für Nachhaltigkeit, welche auch im Rahmen des Boost-Programms unser Projekt ausgezeichnet hat.“

Mit diesem wollen die Studenten ihren Teil zur Willkommenskultur beitragen, vereinzelt erfahren sie aber auch Gegenwind, wie Merane im Gespräch mit unserer Zeitung sagt. „Das liegt meistens daran, dass unser Vorhaben falsch verstanden wird. Das Projekt ermöglicht keinem Flüchtling, ohne die nötigen Voraussetzungen mitzubringen, ein reguläres Studium.“ Daher könne auch nicht von einer Diskriminierung der Bildungsinländer gesprochen werden, entgegnet er den Kritikern.

Der „Offene Hörsaal“ soll primär eine Brücke für die Sondersituation, in der sich Asylsuchende befinden, schlagen. Er richtet sich aber dezidiert an Migranten mit akademischem Hintergrund. Zwar können die Flüchtlinge im Rahmen des erweiterten Gasthörerprogramms – wie Gasthörer generell – für die besuchten Veranstaltungen weder Prüfungen ablegen noch akademische Leistungsnachweise erhalten. „Doch bietet dieses Studierendenprojekt mindestens für die Zeit im Asylverfahren große Möglichkeiten, denn in dieser Zeitspanne ist eine reguläre Zulassung kaum möglich“, betont der Basler.

Das im Frühsommer startende Projekt soll 20 bis 30 Migranten den kostenlosen Zugang zu den fast 500 Vorlesungen im Gasthörerprogramm gewähren. Konkret will das Projektteam im Austausch mit regionalen Asylunterkünften und Koordinationsstellen den Kontakt zu interessierten Flüchtlingen herstellen. Zudem versucht die Gruppe, innerhalb der syrischen Diaspora auf das Projekt hinzuweisen.

Gleichzeitig setzen die Initiatoren auf die Unterstützung von „Buddys“, also interessierten Studenten, die sich um die Gasthörer kümmern sollen. „Wir sind überwältigt von den Anzahl der Rückmeldungen – rund 100 Personen haben sich in den vergangenen drei Tagen bei uns gemeldet. Wir werden bemüht sein, alle Interessierten irgendwie in unser Studierendenprojekt einzubinden“, freut sich Merane über die große Resonanz. Auf diesem Weg sollen Informationen zu universitären Einrichtungen und Dienstleistungen unkompliziert vermittelt sowie Fragen und Probleme besprochen werden, so das Konzept. Die anfallenden Semestergebühren für Gasthörer werden durch das Preisgeld des Boost-Programms in Höhe von 5000 Franken aufgefangen.

Ob sich das Pilotprojekt langfristig etabliert und Flüchtlingen dauerhaft den Zugang zur Hochschule ermöglichen kann, wird erst nach einer Auswertung im Sommer deutlich. „In diesem Zeitraum schafft das Projekt aber einen Bezugspunkt zur Universität Basel.“

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