Der Bundestagsbeschluss zum Ausbau der Rheintalbahn wurde mit viel Lob bedacht. Alle sind glücklich, lautete großteils die Botschaft landauf landab. Das ärgert die Menschen in Auggen, was eine Diskussion im Gemeinderat am Donnerstagabend deutlich machte. Von Dorothee Philipp Auggen. „Man müsste der Bevölkerung sagen, dass da nicht alles okay ist“, meinte ein Bürger hilflos, der sich in der Frageviertelstunde zu Wort gemeldet hatte. „28 Millionen ein Nasenwasser“ Was die Auggener aufregt: Alles spricht vom verbesserten Lärmschutz, der aber gerade in der kleinen Winzergemeinde und im Bereich des Müllheimer Bahnhofs die geplanten Lärmschutzwände auf bis zu neun Metern wachsen lässt. Und das auf vielen Kilometern Länge. Nicht berücksichtigt sind bei der jetzt beschlossenen Lösung die Belange von Landwirtschaft und Landschaftsschutz, der Schutz vor Gefahrgutunfällen – der Auggener Trassenteil liegt mitten im Wasserschutzgebiet – und auch die Perspektiven für den Ausbau des Personen-Nahverkehrs. Ein „Nasenwasser“ seien die 28 Millionen, die das Land mehr für Verbesserungen an der Trasse durchs südliche Markgräflerland ausgeben will, fand Bürgermeister Fritz Deutschmann. Er berichtete, dass das Eisenbahnbundesamt (EBA) inzwischen eine Gegendarstellung gegen die von Müllheim, Auggen und dem Bürgerbündnis Bahn Markgräflerland (BBM) beim Bundesverwaltungsgericht Leipzig erhobene Klage eingereicht hat. Dieses soll die Klage abweisen, fordert das EBA. „Das ist ein netter Versuch, aber wir haben noch nicht aller Tage Abend“, machte Deutschmann den Zuhörern Mut. Kritik an Müllheimer Gemeinderat Die Auggener jedenfalls wollen weiter kämpfen für Verbesserungen der Trasse zwischen Buggingen und dem Katzenbergtunnel. Am Dienstag hatten einige Ratsmitglieder gezielt verschiedene „Meinungsträger“ wie Vereinsvorstände und Vertreter der örtlichen Betriebe ins evangelische Gemeindehaus eingeladen, um mit ihnen zu beraten, wie man das Anliegen weiter in die Fläche bringen könne. Die Resonanz sei sehr gut gewesen, berichtete Ingo Ehret, etwa 70 Personen seien gekommen. Man erstellte einen gemeinsamen E-Mail-Verteiler und beriet, wie man die Wege von Information und Koordination noch kürzer machen kann. Dass aus Müllheim in dieser Richtung so gar nichts kommt, wurmte die Auggener. Vom Müllheimer Gemeinderat als Gremium höre man gar nichts, außer da und dort ein paar Worte der Zustimmung. „Die Bürgermeister allein können da nichts reißen, es braucht schon die Unterstützung aus der Bevölkerung“, sagte Deutschmann. Für die Müllheimer sei der Bahnbau immer noch sehr weit weg, viele wüssten noch nicht einmal, dass damit auch der Bahnhof abgerissen werden soll, sagte Gerhard Danner. „Dann warten die Reisenden in Betonschluchten auf ihre Züge“. Protest geht weiter: Demo vorm Landtag Der Terminplan, wo sich das südliche Markgräflerland in nächster Zeit zu Wort melden will, ist voll: Gestern Abend fand im Auggener „Sternen“ ein Rockkonzert mit Wortbeiträgen zum Thema statt, am 16. Februar will man vor dem Stuttgarter Landtag demonstrieren. Eine ganzseitige Zeitungsanzeige des BBM im Gratisblatt „Der Sonntag“ mit Unterschriftscoupon habe einen guten Rücklauf gebracht, berichtete Ehret. Wenn am Abend des 12. Februar der CDU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach nach Auggen kommt, soll auch wieder ein „Mahnfeuer“ an der Bahntrasse brennen. Auch Landrätin Dorothea-Störr-Ritter und Ministerpräsident Winfried Kretschmann stehen auf der Einladungs-Wunschliste des BBM. „Wir haben kein parteipolitisches Anliegen, sondern eins, das alle Bürger betrifft“, betonte Deutschmann.